Hamburg. Eine neue „Starkregenkarte“ zeigt die Gefahrenstellen in Hamburg. Sie kann Eigenheimbesitzern wichtige Hinweise geben.
Der Regen fiel unerbittlich an jenem Tag: Sturzartig ergossen sich die Fluten vor allem über Lohbrügge, Boberg und Oststeinbek. Bäche traten über die Ufer, Straßen wurden überschwemmt, Hunderte Keller liefen voll, die Feuerwehr musste mehr als 540-mal ausrücken. Der Starkregen vom Himmelfahrtstag 2018 ist vielen Bergedorfern auch deshalb in Erinnerung geblieben, weil manche Schäden bis heute nicht behoben sind. Doch geht es nach der Hamburger Umweltbehörde und Hamburg Wasser, so soll ein Starkregen wie dieser – wenn schon in Zeiten des Klimawandels nicht völlig vermeidbar – künftig auf vorgewarnte Menschen treffen: Auf einer „Starkregenkarte“ kann nun jeder Bauherr oder Eigenheimbesitzer nachsehen, ob und wie stark sein Grundstück gefährdet ist.
Neue "Starkregenkarte" zeigt Gefahrenstellen in Bergedorf
„Wenn wir uns nicht vorbereiten, treffen heftige Regenfälle auf immer stärker versiegelte Flächen mit abnehmender Möglichkeit für Versickerung, Rückhalt und Verdunstung von Regenwasser“, mahnt Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Daher sei die Anpassung an die Folgen des Klimawandels – etwa durch das Schaffen von Versickerungspotenzial – eine wichtige Aufgabe der Stadtplanung. „Mit der Starkregengefahrenkarte haben wir eine wichtige Grundlage, um den Gefahren und Risiken durch Überflutungen vorbeugend zu begegnen.“
Wer die Karte aufruft, muss sich zunächst sehr nah an seine Straße heranzoomen – bis zum Maßstab 1:2500. Erst dann werden nach einer kleinen Weile die verschiedenen Angaben sichtbar: blaue Flächen für die „Senkentiefen“ (Geländetiefpunkte) sowie die Fließwege, auf denen sich das Wasser seinen Weg bahnen könnte. Pfeile demonstrieren zudem, in welche Richtung das Wasser fließen würde.
Tiefblau leuchtet die Karte auf dem Frascatiplatz in Bergedorf
Für Bergedorf zeigt die Karte (www.geoportal-hamburg.de oder Direktlink: https://t1p.de/starkregen-hh) eine Vielzahl an Flächen, auf denen sich bei Starkregen wohl Wasser sammeln würde. Sie sind von hell- bis tiefblau markiert. Hier zeigt sich schnell, dass der nächste Starkregen bei Weitem nicht nur Lohbrügge treffen könnte: Tiefblau leuchtet die Karte beispielsweise auf dem Frascatiplatz – aber auch dort, wo Menschen dicht an dicht wohnen. Etwa in großen Teilen der Siedlung Nettelnburg oder in vielen Straßen von Bergedorf-Süd.
Hamburg Wasser hat mehrere Parameter herangezogen, um die Gefährdungslagen auszumachen. Grundlage aber sei ein digitales Geländemodell des Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung gewesen, in das die Höhendaten von Hamburg einfließen, erklärt Janne Rumpelt, Pressereferentin bei Hamburg Wasser. „Damit können wir nachbilden, welchen Fließweg das Regenwasser bis zu einer nächsten Senke oder Mulde nimmt, wie sich das Wasser dort ansammelt und sich die Senken nacheinander füllen“, sagt Janne Rumpelt. Dennoch gebe die Karte nur „erste Anhaltspunkte“ über Gefährdungen bei Starkregen, heißt es in der Legende.
Viele Bergedorfer warteten Jahre, ehe die Versicherungen zahlten
Die Karte soll Eigenheimbesitzern, aber auch Stadtplanern und Bauherren wichtige Hinweise geben, wo Handlungsbedarf ist. Denn: „Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten, sein Grundstück schützen“, sagt Jan Dube, Sprecher der Hamburger Umweltbehörde. Ergänzend zu den Infos der Starkregenkarte listet eine neue Broschüre Möglichkeiten zum Schutz des Grundstücks auf – unterteilt danach, ob es um den Schutz vor Oberflächenwasser, vor Rückstau aus dem Sielnetz oder vor Sickerwasser geht. Da geht es zum Beispiel um eine „wassersensible Geländegestaltung“, aber auch um Schutzmauern, Bodenschwellen und andere Barrieresysteme (Broschüre: www.risa-hamburg.de/starkregenvorsorge).
Wie wichtig der Schutz des Eigenheims ist, mussten viele Bergedorfer nach dem Starkregen 2018 bitter erfahren: Manche mussten Monate oder sogar Jahre kämpfen, ehe die Versicherungen zahlten.
- Diese Straßen in Bergedorf sind besonders betroffen
In der Karte tiefblau markierte Flächen (mehr als 50 Zentimeter Senkentiefen) zeigen, wo es punktuell zu Überschwemmungen kommen kann. Hier eine Auswahl der Straßen und Gebiete: Am Langberg (südlich B 5), Boberger Furt/Naturschutzgebiet Boberger Niederung, BG Klinikum, Moosberg/Auf der Bojewiese, Oberer Landweg/Ladenbeker Furtweg (östlich und westlich), Siedlung Nettelnburg, diverse Straßen im Bereich um Achter de Kark und am Katendeich/Fiddigshagen, Am Schilfpark (Gewerbebereich), gesamter Kleingartenbereich am Curslacker Neuer Deich/künftiger Innovationspark oder Klinikstandort, weite Teile von Bergedorf-Süd, Am Hohen Stege, Wetteringe, Bergedorfer Schlossstraße, Achterdwars, Kurt-A.-Körber-Chaussee, Häußlerstraße.Die Karte sei als flächendeckendes Grobscreening zu verstehen, heißt es. Aufgrund der verwendeten Daten gebe es nur eine begrenzte Genauigkeit hinsichtlich punktueller Gefährdungslagen