Hamburg. Ab Mitte August wird es in Bergedorf mehr Einbahnstraßen und Halteverbote geben. Am Donnerstag startet ein Online-Bürgerdialog.

Wer als Erster die Mobilität der Zukunft testen will, muss Kompromisse eingehen. Das werden ab Mitte August die Bewohner des Villengebietes spüren: Damit sie für drei Monate fast jederzeit kostenlos von fahrerlosen Bus-Shuttles der VHH Richtung Bahnhof, Fußgängerzone oder Haus im Park und zurück gebracht werden können, verwandelt sich ihr nobles Quartier in eine Zone aus Einbahnstraßen und Halteverboten.

„Die drei autonomen Fahrzeuge erkennen zwar per Radar alle Hindernisse und verfügen über eine Software, die sämtliche Straßenzüge genau abbildet“, erklärte Sarah Kern vom Fahrzeug-Programmierer Easy Mile am Montag im Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung. Aber um bei plötzlichen Gefahren wie spielenden Kindern oder tobenden Hunden sofort stoppen zu können, brauche es freien Straßenraum, sprich Einbahnstraßen.

Ab Mitte August fahren autonome Bus-Shuttles durch das Bergedorfer Villengebiet

Bergedorfs Villengebiet wird für die Dauer des autonomen Bus-Shuttle-Projektes der VHH von Mitte August bis Ende Oktober zum Flickenteppich aus Einbahnstraßen und Halteverbotszonen. Das sogenannte Reallabor ist Teil des ITS-Weltkongresses der Mobilitätsforscher in Hamburg.
Bergedorfs Villengebiet wird für die Dauer des autonomen Bus-Shuttle-Projektes der VHH von Mitte August bis Ende Oktober zum Flickenteppich aus Einbahnstraßen und Halteverbotszonen. Das sogenannte Reallabor ist Teil des ITS-Weltkongresses der Mobilitätsforscher in Hamburg. © Easy Mile | Easy Mile

Was in den bisherigen Vorstellungsrunden dieses „Reallabors“ noch offen blieb, machte Sarah Kern jetzt konkret: Die „Hauptstraße“ des Villengebiets, der Reinbeker Weg, wird ab Lamprechtstraße für Autos nur noch hinauf zum Schlebuschweg zu befahren sein. Die Lamprechtstraße selbst führt den Verkehr ausschließlich ins Villengebiet hinein. Und die bestehenden Einbahnstraßen Sichter sowie Am Baum werden verlängert und auch die Ambergstraße einbeziehen.

Zudem sind fast Hundert Halteverbotszonen laut Sarah Kern bereits mit der Polizei abgestimmt. Sie verteilen sich über das gesamte Villengebiet und sichern die vorgesehenen gut 60 Haltepunkte der Busse, an denen die Fahrgäste nach der Bestellung des Shuttles per App oder Telefon zusteigen. Wie viele Parkplätze für die Dauer des Projektes wegfallen werden, ist noch offen.

Mitte Juni werden die Shuttle-Busse zum Einmesser der Strecke unterwegs sein

Gesichert ist laut Bezirksamtsleiter Arne Dornquast die Anbindung des Sachsentors: „Die Umwidmung des verkehrsberuhigten Teils der Alten Holstenstraße zwischen Kirche und City-Kreisel wird rechtzeitig erfolgen. Bergedorfs aus der Zeit des ZOB-Umbaus vor 15 Jahren beliebtester Bushalt ,Kupferhof’ vor der Passage zum CCB kommt wieder.“

Viel Theorie, aus der in den kommen Wochen nun sichtbare Praxis wird: Ende Mai beginnen die erforderlichen Umbaumaßnahmen, Mitte Juni werden die Shuttle-Busse zum Einmessen der Strecken im Villengebiet unterwegs sein. Denn im Gegensatz zu vorhandenen autonomen Bussen wie in Lauenburg oder in der HafenCity wird das Bergedorfer Projekt, das zu den „Reallaboren“ des ITS-Weltkongresses der Mobilitätsforscher im Oktober in Hamburg gehört, keine Buslinie bedienen, sondern ein ganzes Viertel an den Bahnhof anbinden. Diese Shuttles fahren nur auf Anforderung.

Wer mehr erfahren will, wählt sich am Donnerstag um 18.30 Uhr beim Bürgerdialog online ein unter https://webcast.continental.com/210520-buergerdialog/.