Lohbrügge. Auch Cousin Arvid Harnack und dessen Ehefrau Mildred sollen als Nazi-Opfer auf dem Zusatzschild gewürdigt werden.

Nach dem Widerstandskämpfer Ernst von Harnack, der im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 von den Nazis zum Tode verurteilt und am 5. März 1945 in Berlin hingerichtet wurde, ist seit dem Jahr 1964 der Harnackring in Lohbrügge benannt. Kleine Zusatzschilder unter den Straßenschildern erläutern seitdem die Benennung des Straßenzugs nach dem ehemaligen Regierungspräsidenten von Merseburg.

Als Widerstandskämpfer hingerichtet

Die Fraktion der Linken brachte nun in den politischen Gremien des Bezirks den Vorschlag ein, den Harnackring zusätzlich nach Ernst von Harnacks Cousin Arvid Harnack und dessen Ehefrau Mildred Harnack zu benennen, die beide ebenfalls Widerstandskämpfer waren und in den Jahren 1942 und 1943 – ebenfalls in Berlin-Plötzensee – hingerichtet wurden. Die derzeitigen Zusatzschilder unter den Straßenschildern, so der Antrag der Linken, sollen ersetzt werden mit neuen Schildern und der Aufschrift „Zum Gedenken an die in Berlin-Plötzensee hingerichteten Widerstandskämpfer/innen Mildred Harnack (1902-1943), Ernst von Harnack (1888-1945) und Arvid Harnack (1902-1942)“.

Neue Richtlinien der Kulturbehörde

Inhaltlich konnten sich im Hauptausschuss alle Fraktionen mit so einer Mitbenennung der Wohnstraße anfreunden; allein wegen Klärungsbedarfs mit Hamburgs Kulturbehörde wurde der Linken-Antrag nicht beschlossen, sondern vertagt. Die Behörde hat nämlich vor einigen Monaten bereits neue Richtlinien für die Beschilderung von personengewidmeten Straßennamen angekündigt – nach einem Vorstoß aus Bergedorf, an der Kurt-A.-Körber-Chaussee Infotafeln zu der ambivalenten Persönlichkeit Körbers zu postieren. Er ging in Bergedorfs Geschichte ein als großzügiger Mäzen, aber auch als früheres Mitglied der NSDAP.

In Hamburg noch einmal nachhaken

„Bevor wir von der Kulturbehörde nichts Näheres über die neuen Richtlinien für Zusatzschilder erfahren, macht es doch keinen Sinn, über diesen Antrag zu beschließen“, fand Katja Kramer (SPD) im Hauptausschuss. Für die Linken führte Maria Westberg an, der Senat sei bemüht, mehr als bisher auch verdiente Frauen der Geschichte mit Straßenbenennungen zu würdigen. Dies spreche für den Antrag zur Mitbenennung des Harnackrings nach Mildred Harnack. Gleichwohl konnten sich auch die Linken der Argumentation nicht verschließen, dass die Kenntnis der Hamburger Richtlinien einem durchsetzungsfähigen Beschluss nur förderlich sein könne. Die Bezirksverwaltung soll nun bei Hamburgs Kulturbehörde einmal nachhaken.

Die Geisteswissenschaftler Mildred und Arvid Harnack arbeiteten in einem antifaschistischen Schulungszirkel, den die Gestapo später als „Rote Kapelle“ bezeichnete.