Hamburg/Son Bauló. Der 55-Jährige lebt nicht nur in Hamburg, sondern auch auf Mallorca. Noch reichen seine finanziellen Rücklagen aus.

Norbert Jäger ist der Mann fürs Grobe – aber nur auf den ersten Blick. Denn was der international renommierte Steinbildhauer aus tonnenschweren Blöcken echten Carrara-Marmors oder Elbsandsteins macht, wird zwar nicht klein, aber filigran. Und natürlich gibt es echte Jägers auch im Kilo-Bereich für die Fensterbank.

Auch beim Blick auf die Finanzlage der Künstler im zweiten Corona-Jahr könnte sich der 55-Jährige Bergedorfer zurücklehnen, verschaffen ihm sein guter Ruf und beste Kontakte vor allem nach Mallorca doch bis heute manchen Auftrag.

„Es sind zwar etliche Ausstellungen ausgefallen und auch einige meiner Bildhauer-Seminare mussten abgesagt werden. Aber im Vergleich zu fast allen Kollegen habe ich bis heute noch viel Glück gehabt“, sagt Jäger, der zwischen zwei längeren Arbeitszyklen auf der Kultur-Finca Son Bauló im Herzen Mallorcas gerade einige Wochen in Bergedorf weilt. Für Ende Mai hofft er, seine lange vorbereitete Ausstellung auf der beliebten Mittelmeerinsel eröffnen zu können.

Bergedorfer Bildhauer hofft auf Ausstellungseröffnung im Mai

„Aber auch dort ist der Kunstmarkt zum Erliegen gekommen. Und ich fürchte, es wird auch nach dem Ende von Corona noch lange dauern, bis die Leute sich wieder trauen, Geld für Kunst auszugeben. zu meinem Glück von einigen Ausnahmen abgesehen“, sagt der gebürtige Aschaffenburger, der aus seiner alten Heimat bereits den Auftrag für ein 1,50 Meter großes Werk aus Marmor hat – anzufertigen im Sommer in den Steinbrüchen von Carrara.

Anschließend geht es ins Elbsandsteingebirge, wo er einen noch größeren Dreiteiler für den Lübecker Bauverein gestaltet. „Und vielleicht lassen es die Infektionszahlen ja sogar zu, dass mein Bildhauerseminar am kommenden Himmelfahrt-Wochenende auf Kloster Nütschau nicht ausfällt“, hofft Jäger.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Trotz traumhafter Arbeitsorte, gibt auch seine finanzielle Lage nämlich keinen Anlass zum Jubeln: „Ich habe bisher zweimal die Hilfe für Solo-Selbstständige bekommen. Das reicht gerade mal für Miete, Lebensmittel und Auto. Mal sehen, wie das nach Ende Mai weiter geht“, sagt Jäger, der gern auch wieder mehr in Bergedorf arbeiten würde. Aber sein kleines Atelier im Park hinter dem Rathaus reicht nicht aus, um drinnen große Skulpturen zu fertigen. „Und draußen sorgt mein lautes Arbeiten regelmäßig für Ärger mit den Nachbarn.“

"Vielen Menschen fehlt aktuell Kunst und Kultur"

Trotz der existenzbedrohenden Folgen, die die Corona-Einschränkungen schon jetzt ganz besonders auch für die Künstler haben, sieht Norbert Jäger auch die Möglichkeiten: „Die Verbote führen dazu, dass immer mehr Menschen merken, was ihnen wirklich wichtig ist. Sehr vielen fehlt heute Kunst und Kultur. Das ist die einmalige Chance, unsere Arbeit vom Subventionsempfänger zum Lebensmittel zu machen, zu etwas, das der Gesellschaft so wichtig ist wie Schulen, Straßen und öffentliche Sicherheit.“