Hamburg. Pflege-Azubis initiieren mit ihrem Jahresprojekt einen pandemiegerechten Treffpunkt für Menschen mit Behinderung.

„Man muss für diese Arbeit geboren sein“, sagt Caja Ihlenfeld – und ergänzt: „Das Kümmern um Menschen mit Behinderung verlangt einem vieles ab, weil sie anders gelagerte Bedürfnisse haben als Nicht-Behinderte.“ Die Bobergin denkt an die Zeit ihres Freiwilligen Sozialen Jahres auf dem Reiterhof von Gut Sachsenwaldau in Ohe zurück. Dort finden Suchterkrankte, aber eben auch Menschen mit Behinderung tägliche Arbeit wie zum Beispiel Tiere füttern oder Ställe säubern – und das dauert bei ihnen nun mal länger.

Länger dauern wird es wohl auch, bis geistig und körperliche Behinderte, eine Hauptrisikogruppe in der Corona-Pandemie, wieder Kontakte untereinander pflegen können. Ihlenfeld (22) hat gemeinsam mit Tess Manou Dreisigacker (24), Torben Röschke (23) und Jannik Rompe (24) nun eine Idee entwickelt, um diese Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Das Quartett, das aus Boberg und Lohbrügge stammt, absolviert eine dreijährige Ausbildung zum Heilerziehungspfleger an der Fachschule für Soziale Arbeit Alsterdorf. Nun, im Endspurt der Lehre, wartet die Königsdisziplin: ihr eigenes Jahresprojekt „Bergedorfer Freunde“.

Angedacht ist ein digitaler Treffpunkt

Was genau sind die „Bergedorfer Freunde“? Gedacht ist die Etablierung eines digitalen Treffpunkts, eines Netzwerks zwischen Menschen mit Behinderung, deren Angehörigen oder auch Behinderten-Einrichtungen, um sich dort kennenzulernen, zu unterhalten, zu chatten oder auch, wenn es die Bedingungen erlauben, zu verabreden. Weiterhin sollen auf dieser Plattform Veranstaltungen und Aktionen angekündigt und anschließend über sie berichtet werden. Kommuniziert wird über E-Mails, Chats oder soziale Medien wie Facebook – also alles total pandemiegerecht.

„Es ist zurzeit das größte Problem gerade für diese Personengruppe, dass man sich nicht treffen kann“, weiß Caja Ihlenfeld. Auch ein weiterer essenzieller Teil ihres Alltags, nämlich die Arbeit beispielsweise in Behinderten-Werkstätten, falle jetzt komplett weg. Das Projekt „Bergedorfer Freunde“ könne größere Teilhabe und Anerkennung für Menschen mit Behinderung bedeuten – außerhalb des gewohnten Umfelds von Arbeitsplatz, Wohnung oder Wohngruppe.

Das Projekt soll sich später verselbstständigen

„Die Gruppe ist inklusiv“, betont Caja Ihlenfeld, „jeder ist willkommen. Hauptsache, man wohnt in Bergedorf und Umgebung.“ Es gibt keine Altersgrenzen, jedes Haus, Einrichtung oder Verein darf auf dieser Plattform mitmischen. Denn der Nachklang ist, nachdem das Azubi-Quartett ihre Idee mit Flyern, Plakaten und eigener Kontakten schon ins Rollen gebracht, das übergeordnete Ziel.

„Bergedorfer Freunde“ soll sich, wenn die vier aus dem Bezirk Bergedorf mit ihrer Abschlusspräsentation ihre Ausbildung beendet haben, im Idealfall in der Zielgruppe verselbstständigen, Bergedorfs Einrichtungen für Behindertenarbeit und -betreuung das Netzwerk übernehmen und weiterführen. „Das ist unser Herzensprojekt und das wäre unser Herzenswunsch“, sagt Caja Ihlenfeld.

Kontaktaufnahme über E-Mail an bergedorferfreunde@gmail.com oder über die Facebook-Gruppe Bergedorfer Freunde.