Hamburg. Neuer Quartiersplatz, Wegeführung, Wohn- und Geschäftsmix am S-Bahnhof gefallen der Politik – jedenfalls mehrheitlich.
Das alternde Zentrum bekommt ein neues Gesicht, das gefällt: Der Siegerentwurf des Hamburger Architekturbüros KPW Papay Warnke und Partner für das neue Quartierszentrum Bergedorf-West stößt in Bergedorfs Kommunalpolitik auf große Zustimmung. Nun wurde das Bezirksamt von den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses damit beauftragt, die weiteren Planungsschritte für die 100 Millionen Euro teure Neuordnung der Ende der 1960er-Jahren entstandenen Hochhaussiedlung zwischen Werner-Neben-Platz, S-Bahn und Bille-Hochhaus in Angriff zu nehmen. Allerdings: Eine Fraktion dokumentierte deutliche Kritik am Ablauf des städtebaulichen Wettbewerbs.
Neues Quartierszentrum für Bergedorf-West in Planung
Das überzeugte bei KPW: Auf der Planfläche sind allein 24.400 Quadratmeter fürs Wohnen reserviert, 290 Wohnungen sollen für einen bunten Mix an Bewohnern neu entstehen. Oliver Panz, Leiter des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung im Rathaus, betont, dass Hamburgs berühmter Drittel-Mix, also 30 Prozent geförderter Wohnraum bei Neuwohnungen, sich nicht nur in der Anzahl der Wohnungen, sondern auch in der Wohnfläche (7320 Quadratmeter) wiederfindet. Vielfältig soll auch der Geschäftsmix im neuen Quartier werden, das gute Speiselokal unweit des Döner-Imbisses liegen, Lotto-Annahmestelle neben dem Blumenhandel, ein Vollsortimenter-Supermarkt gegenüber dem Discounter Aldi am Friedrich-Frank-Bogen platziert werden.
Brücke am S-Bahnhof Nettelnburg wird abgerissen
Am augenscheinlichsten ist die Veränderung, dass die Brücke vom S-Bahnhof Nettelnburg zum gegenüber liegenden Hochhaus als Entrée ins Quartier abgerissen wird. Ein neuer Zugang führt künftig ostseitig am Hochhaus als Promenade vorbei. Und der neue geräumige Quartiersplatz könnte für Panz „zum Treffpunkt für gemeinsame Nachbarschaft“ avancieren.
Auch der Wochenmarkt auf dem Werner-Neben-Platz wird umgestaltet und örtlich leicht versetzt. Ein mehrstöckiger Mobility Hub soll für mehr Parkkomfort sorgen. „So nah kommen Sie mit dem Auto an keinen anderen Wochenmarkt in Hamburg heran“, gefällt Oliver Panz die neue Architektur.
Besonders die Verlegung des Marktplatzes, das akzentuierte Quartierszentrum oder auch die neue Wegeführung gefielen der Politik. So hofft Petra Petersen-Griem (SPD) sehr auf die Umsetzung dieser Merkmale, denn „das Gelingen des Projekts hängt davon ab, inwieweit die Stärken des Siegerentwurfs erhalten bleiben“.
Auch andere Wettbewerbsteilnehmer bekommen Aufträge
In besagter Jury saßen neben Vertretern des Bezirksamts, des Projektentwicklers RI Partners und Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing auch je ein Abgeordneter der Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP – und genau dieser geschlossene Kreis stört die CDU. Deren Fraktionschef Sven Noetzel lobte den Siegerentwurf zwar, lehnte das Projekt aber dennoch ab. Begründung: Der Opposition war kein einziger Platz in der Wettbewerbsjury eingeräumt worden. „Das ist so von Koalition und Bezirksamtsleiter Arne Dornquast offenbar gewünscht. Deshalb wollen wir, dass sie jetzt ihre eigenen Stimmen zur Fortführung des Verfahrens benötigen“, so Noetzel.
Übrigens: In der Entwicklung des Gebiets werden die Zweit- und Drittplatzierten des Wettbewerbs, Coido (Hamburg) / Karres und Brands (Hilversum) sowie Bel. Sozietät (Köln), nach Aussage von Oliver Panz je „eine Bauaufgabe im neuen Quartier “ erhalten. Dies sei seitens der Jury eine Würdigung der kreativen Leistungen dieser Büros.