Hamburg. Die Wildtierstation am Pollhof in Bergedorf expandiert ständig. Neue Projekte stehen an. Vor allem jugendliche Helfer gesucht.

Eigentlich hatte der damals 13-jährige Dominic nur als Begleitung mitkommen wollen. Zu dieser Wildtierstation am Pollhof, die der Jugendliche zuvor noch nie gesehen hatte. „Die Tante meiner Mutter wollte damals unter anderem Tierfutter spenden. Es hat mir hier gleich so gut gefallen, da bin ich einfach wiedergekommen und dabeigeblieben.“ Dabeigeblieben ist stark untertrieben.

Der heute 16-jährige Dominic Torres hilft seit drei Jahren immer sonnabends in der Basis des Bergedorfer Tierschutzvereins Looki tatkräftig mit. Und der Verein braucht gerade jetzt genau solche Helfer im jugendlichen Alter.

Wildtierstation am Pollhof in Bergedorf: Junge Helfer gesucht

Nur zweimal in drei Jahren schaffte es der Teenie aus Ochsenwerder nicht sonnabends zum Pollhof, Familienfeiern gingen vor. An einigen Tierhäusern hat er selbst gehämmert, Tiere gefüttert und gestreichelt, Zwischenwege befestigt. Die Bewohner des Hühnerstalls mögen den eher unaufgeregten Dominic stets, wenn er ihren Stall mit allerlei Feldsalat betritt. Statt viel über sein Engagement zu reden, packt der 16-Jährige lieber an.

Gegen 14 Uhr fährt ihn seine Mutter aus Ochsenwerder sonnabends zur Station, um 18 Uhr kann sie ihn wieder abholen. „Dann bin ich nicht unbedingt kaputt, ich habe sehr viel Energie“, sagt Dominic Torres, der wohl gern öfter kommen würde – wenn beim Zehntklässler der Stadtteilschule Richard-Linde-Weg nicht der Mittlere Schulabschluss im Sommer anstünde. „Das ist schon eine gute Ablenkung. Von der Schule, von Corona. Man ist immer an der frischen Luft, unter Tieren, unter Menschen. In jedem Fall besser, als den ganzen Tag auf dem Smartphone zu daddeln.“

wildtierstation ist mittlerweile 2200 Quadratmeter groß

Überblick auf den hinteren, mit vielen Gehegen aufgestockten Teil der Looki-Wildtierstation am Pollhof.
Überblick auf den hinteren, mit vielen Gehegen aufgestockten Teil der Looki-Wildtierstation am Pollhof. © BGDZ | Jan Schubert

So wie der 16-Jährige denken gewiss alle 28 Helfer in der Wild­tierstation, die im Februar 2017 eröffnet wurde und mittlerweile auf 2200 Quadratmeter gewachsen ist. Aktuell erwachen einige der dort untergebrachten „Gäste“: 186 Igel, 16 Hühner, zehn Wachteln, 58 Tauben und neuerdings auch das süße Geschwisterpaar „Hanni & Nanni“, zwei Kamerun Schafe.

Auf dem Gelände stehen neun Igelgehege („Meckie“ 1 bis 9), vier weitere Notgehege und ebensoviele Eichhörnchen-Volieren, je ein Hühnerstall und Taubenschlag, eine Krankenstation inklusive Quarantäne-Abschnitte, und nicht zu vergessen die Kisten von „Wachtel-City“. Es erwärmt jedem Tierliebhaber das Herz, wenn er mal süße Igel-Babys in Händen hielt oder gesehen hat, wie viel Radau die stacheligen Säuger in ihren Laufrädern machen können. „Oder man hat plötzlich Eichhörnchen ,Brause’ auf der Schulter sitzen“, ist Anna Mühlbauer glückbeseelt.

Looki hat einige Pläne, unter anderem eine neue Krankenstation

Die 34-Jährige ist seit zwei Jahren bei Looki, kommt im Grunde jede freie Minute, weiß aber auch, dass ihre Aufgaben nicht immer nur niedlich sind: „Das geht vielfach übers Füttern und den Tierschutz hinaus. Man muss auch mal die Sch... aus den Gehegen entfernen oder vergammeltes Nassfutter wegmachen.“ Mühlbauer ist so etwas wie der „Mastermind“ hinter der wachsenden Stadt der Tiere, denn die heute in Lohbrügge lebende Frau stammt aus einer Rheinländer Tischlerfamilie und besitzt insofern viel handwerkliches Geschick.

Diese Qualität und möglichst weitere fleißige Hände wird es bei den Projekten von Vanessa Haloui, Chefin des Vereins Looki, und ihren Mitstreitern auch brauchen: Geplant ist eine weitere Krankenstation, ein zweistöckiges „tiny house“ für Tierarztbehandlungen mit kleiner Küche und Aufwärmraum, eine Schafswiese, ein weiteres großes, ausbruchssicheres Gehege für Waschbären, Nutrias und Marder. „Da wären gerade mehr Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren ideal“, sagt Haloui.

Ältere Ehrenamtliche meiden aus Selbstschutz vor Corona die Wildtierstation

Denn insgesamt zählen nur fünf Jugendliche zu den 28 Aktiven im Verein. Ältere Ehrenamtliche meiden derzeit aus Selbstschutz vor dem Coronavirus den Weg zum Pollhof, um mögliche Kontakte zu minimieren. Die Wildtierstation ist derzeit auch für Besucher gesperrt, Sieben „Lookisten“ gleichzeitig dürfen allerdings dort werkeln, weil der Verein eine Sondergenehmigung des Gesundheitsamts zur Versorgung der Tiere eingeholt hat.

Wer Bergedorfs Tierschützer in der Station aktiv unterstützen möchte, meldet sich per E-Mail an: looki.tierrettung@googlemail.com.