Hamburg. Mit der Kraft des positiven Denkens hat sich der querschnittsgelähmte 21-Jährige ein neues Leben aufgebaut – angefangen im UK Boberg.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn Luc Weilandt klagen würde. Seit einem schweren Unfall vor vier Jahren ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Und durch Covid-19 ist der 21-Jährige besonders bedroht. Wegen seiner Behinderung ist die Muskulatur im Rumpfbereich eingeschränkt, das Abhusten von Viren nur bedingt möglich. Doch Luc Weilandt mag sich nicht beschweren. „Ich bin dankbar und glücklich“, sagt er. Ein neues Leben hat sich der Mann mit den freundlich-blitzenden Augen aufgebaut. Im Mittelpunkt steht der Sport.
Gleich nach dem Unfall während der Rehabilitation im Berufsgenossenschaftliche Klinikum Boberg hat er Rollstuhl-Basketball für sich entdeckt. Eine beispiellose Karriere entwickelte sich, die ihn bis in die Juniorennationalmannschaft führte. Der Kontakt zur Boberger Klinik ist nie abgerissen. Einer seiner Trainer arbeitet dort und mehrere Mitspieler wohnen in einer Einrichtung in Klinik-Nähe.
Von Boberg in die Nationalmannschaft in nur drei Jahren
Die Anfänge liegen schon einige Zeit zurück, doch an seiner Einstellung hat sich nichts geändert. „Ich will weiterkommen“, sagt Luc Weilandt. Die Ziele haben sich geändert. Mit seiner Mannschaft, den BG Baskets spielt er in der Bundesliga. Die Vorbereitung auf die Saison war körperlich hart. Fünfmal die Woche wurde trainiert. Da die Saison verspätet begonnen hat, müssen an den Wochenenden nun Doppelspieltage absolviert werden. Einem Auswärtsspiel in München am Sonnabend kann ein Heimspiel am Sonntag in Hamburg-Wilhelmsburg folgen.
Coronabedingt gibt es keine Absteiger, aber das hält den Wettkämpfer nicht davon ab, sich hohe Ziele zu setzen. „Wir sind zwar eine junge Mannschaft, die sich noch ein bisschen finden muss, aber ein Platz im Mittelfeld ist möglich“, sagt er entschlossen. Der Anfang verlief schon positiv. Im ersten Spiel wurde RBB München Iguanas mit 80:54 besiegt.
Psychologiestudium in diesem Jahr vor dem Abschluss
Weiterkommen, dass bezieht sich auch auf seine erste eigene Wohnung mit Blick auf den Hamburger Hafen. Er lebt zusammen mit einem guten Freund in einer Wohngemeinschaft. Zielstrebig hat sich Luc Weilandt auf den beruflichen Weg gemacht. Im fünften Semester studiert er Psychologie. In diesem Jahr wird der Abschluss als Bachelor angepeilt. Vorlesungen als Video, Seminare als Videokonferenz ist „ganz cool“. Es fehle ihm nur ein der Austausch, denn „ich bin gern zur Uni gefahren“.
Mit einem Praktikum in der Kinderpsychiatrie will er sich anschließend spezialisieren. „Kinder sind toll“, sagt der aktive Youngster, seit er sich ehrenamtlich in der Lichtwarkschule in der Arbeit mit Schülern engagiert.
Nächstes großes Ziel ist die Weltmeisterschaft 2022
Durch den Sport ist der ansteckend-fröhliche Hamburger in Länder gereist, die er sonst wohl nicht gesehen hätte. In Japan und Abu Dhabi hat Luc Weilandt schon mit der Juniorennationalmannschaft gespielt. Dem Juniorenalter entwachsen taucht jetzt das nächste große Ziel auf: Die Männer-Weltmeisterschaft 2022. Dazu steht demnächst ein Sichtungslehrgang an. Damit hat sich die Situation verändert. Es geht um etwas, der Druck von außen ist größer geworden. Bei der Bewältigung hilft das Wissen aus dem Psychologiestudium, denn „50 Prozent der Leistung ist Kopfsache“.
Den Herausforderungen durch Corona begegnet er weiter mit Gelassenheit. Sein Vater ist Arzt. Er kennt dadurch die Arbeitsbelastungen der Menschen im Gesundheitssystem. Und schwierig ist das Leben für Selbstständige und Freiberufler mit ihren Existenzängsten. Im Vergleich mit diesen Menschen fühlt sich Luc Weilandt „in einer sehr guten Position.“ Außerdem hat er als Leistungssportler eine sehr gute körperliche Konstitution, die ihn im Krankheitsfall helfen würde.