Bergedorf. Das Gelände am viel befahrenen Sander Damm galt vor Kurzem noch als ungeeignet und möglicherweise belastet. Die Politik hat Zweifel.

Nun also doch: Nach langem Zögern hat Hamburgs Schulbehörde im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss angekündigt, auf dem einstigen Grundstück von Opel Dello am Sander Damm eine Grundschule errichten zu wollen. Mit dieser Nachricht überraschten Vertreter von Schulbehörde und dem Landesbetrieb Schulbau Hamburg die Fachpolitiker der Bezirksversammlung.

"Die Neubaugebiete am Schleusengraben erfordern eine insgesamt siebenzügige, ortsnahe Grundschulversorgung", erklärte Andrea Störmer von der Schulbehörde dem Gremium. "Und die Auswahl an Flächen für einen ergänzenden Standort zur Schule Nettelnburg sind sehr gering."

Schulsenator hatte Dello-Fläche für neue Grundschule angelehnt

Noch im September 2019 hatte sich Schulsenator Ties Rabe bei eine Podiumsgespräch in der Bergedorfer SPD-Geschäftsstelle an der Vierlandenstraße gegen das Dello-Grundstück als Schulstandort ausgesprochen.

"Die Lage direkt an der Hauptstraße und auch die bei Bodenproben gefundenen Relikte aus der alten Industrienutzung zur Bearbeitung von Rattan machen das Areal alles andere als ideal für eine Grundschule", erklärte Rabe damals vor 40 Gästen. Doch von derlei Bedenken soll nun keine Rede mehr sein.

Zunächst waren Wohnungen am Sander Damm vorgesehen

Und auch nicht vom Bau von 170 Wohnungen auf dem Dello-Areal, die der Stadtentwicklungsausschuss im Herbst bereits abgenickt hatte. Die dort befürwortete Änderung des Bebauungsplans vom Gewerbegebiet zu einer Fläche für "urbanes Wohnen" wurde vor dem erforderlichen Beschluss durch die Bezirksversammlung aber von der Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf Eis gelegt. Offenbar ist hinter den Kulissen Druck auf die Schulbehörde ausgeübt worden, gilt Dello doch als letzte Fläche am Schleusengraben, wo noch Platz für die dringend erforderliche Grundschule ist.

"Wir haben dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) im November den Auftrag erteilt, einen 7500 Quadratmeter großen Teil des Dello-Areals für den Bau einer zweieinhalbzügigen, also rund zehn Klassen großen Grundschule anzukaufen", berichtete André Hoffmann von Schulbau Hamburg dem Ausschuss.

Zugang über Straße aus den Glasbläserhöfen

Dabei richtet sich das Interesse von Behörde und Schulbau Hamburg weniger auf den Grundstücksbereich unmittelbar am vielbefahrenen Sander Damm. Um weniger dem Straßenlärm ausgesetzt zu sein, richtet sich der Fokus laut Hoffmann auf "das mittlere und südliche Areal hinter dem ehemaligen Verkaufsraum von von Dello".

Dem Vernehmen nach favorisiert die Schulbehörde den Zugang über eine Straße von den Glasbläserhöfen. Vom etwa sechs Meter höher gelegenen Sander Damm könnte ein Wohnkomplex die Schule abschirmen.

Gelände am Sander Damm ist nur 8000 Quadratmeter groß

Allerdings hat laut Dello-Chef Kurt Kröger das Gelände seines früheren Autohauses insgesamt nur 8000 Quadratmeter Fläche. Mit den erforderlichen 7500 Quadratmeter für die neue Schule dürfte es also ziemlich knapp werden. Deshalb wurde in der Kaufabsicht der Schulbehörde die Formulierung "rund um das Dello-Gelände" gewählt.

Zieht sich die Grundschule im gebührenden Anstand vom Sander Damm vom Schleusengraben nach Westen, könnte also auch die Fläche der einstigen Autovermietung Europcar und sogar die der noch hier ansässigen Werkzeugschleiferei im Visier sein.

Beschaffenheit des Geländes ist anspruchsvoll

Nach Worten von André Hoffmann ist Schulbau Hamburg bisher weit von einer Detailplanung entfernt. Neben Grundstücksankauf und erforderlichem Bebauungsplanverfahren sei auch die Beschaffenheit des Geländes anspruchsvoll: "Der Standort ist mit seinen Höhenunterschieden nicht gerade einfach, was das Ausschreiben von Architektenwettbewerben ratsam macht." Ein Zeitplan für die Realisierung sei daher noch nicht entworfen.

Julian Emrich (CDU) erinnerte daran, dass es für das Dello-Gelände schon vor einem Jahr einen Bauantrag für eine Kita gegeben habe. "Da sollte der Spielplatz auf dem Dach angelegt werden. Die Sozialbehörde hat das am Ende aber abgelehnt, weil der Standort für eine Kita nicht geeignet sei. Nun frage ich mich, wie er dann für eine Grundschule passen kann." Emrich wiederholte die Forderung seiner Fraktion nach Wohnungsbau auf dem Grundstück.

Kommt die neue Grundschule viel zu spät?

Bedenken hat auch Claudia Schindler von den Grünen. Mit Blick auf die bereits bezogenen gut 500 Wohnungen der Glasbläserhöfe und den 300 im neuen Schilfpark-Viertel sieht sie den Bedarf an Grundschulplätzen bereits jetzt. „Bis zur Eröffnung der Schule auf dem Dello-Gelände wird es aber wohl noch mehrere Jahre dauern“, sagte sie im Ausschuss.

Dem setzte Andrea Störmer von der Schulbehörde entgegen, dass zusätzlich die Grundschule Nettelnburg am Fiddigshagen von vier- auf fünfzügig erweitert werde. „Der erforderliche Zubau wird 2022 fertiggestellt. Dann haben wir Luft für die Planung der neuen Schule.“