Hamburg. In Bergedorf fand eine Demo der Impfgegner trotz deutlich gestiegenem Corona-Inzidenzwert statt. Das Bethesda Krankenhaus ist in Sorge.
Unter dem Motto "Aufklärung über das Impfen" haben am Montag Corona-Gegner in der Bergedorfer Innenstadt demonstriert. 36 Teilnehmer waren dem Versammlungsaufruf gefolgt. Sie sind gegen 18 Uhr auf dem Johann-Adolf-Hasse-Platz vor der Kirche St. Petri und Pauli zusammengekommen und marschierten dann Über die Alte Holstenstraße Richtung Lohbrügge und von dort wieder zurück. Die genehmigte Demonstration endete gegen 20 Uhr.
Die Polizei beschreibt den Versammlungsleiter als kooperationsbereit. Die Demonstranten haben überwiegend Mund-Nasen-Schutz getragen. Vier Teilnehmer verstießen aber gegen die Corona-Regeln, indem sie den Mindestabstand nicht einhielten oder sich umarmten.
Ihre Personalien sind von der Polizei aufgenommen worden. Wegen der Ordnungswidrigkeiten müssen sie mit einem Bußgeldbescheiden rechnen. 150 Euro sieht der Bußgeldkatalog bei diesen Verstößen vor.
Auch in Bergedorf immer mehr Neuinfektionen
Blick auf die aktuellen Bergedorfer Corona-Zahlen setzt mindestens ein großes Fragezeichen hinter die Aktion der Impfgegner. Nach den am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Gesundheitsamtes ist der Inzidenzwert im Bezirk in der vergangenen Woche um mehr als 25 Prozent gestiegen. An den sieben Tagen bis Montag, 11. Januar, wurden in Bergedorf 196 Neuerkrankungen gemeldet. In der Woche zuvor waren es noch 156. Der Bergedorfer Inzidenzwert liegt damit jetzt bei 150,47.
Der deutliche Anstieg wird von Experten als Folge der Familienfeiern zu Weihnachten und Silvester gesehen, weil die Krankheit gewöhnlich erst nach fünf bis sieben Tagen ausbricht. Besonders viel gefeiert wurde demnach in Harburg, wo die neu gemeldeten Fälle um 36 Prozent auf jetzt 340 stiegen. Die Inzidenz liegt dort jetzt bei 201,18 und ist damit der traurige Spitzenwert unter den sieben Bezirken der Stadt.
Lage im Bethesda Krankenhaus ist "ernst und angespannt"
Die größter Steigerung gegenüber der Vorwoche verzeichnete allerdings Eimsbüttel, das bisher stets die niedrigsten Corona-Werte hatte. Dort schnellte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen um mehr als 100 Prozent auf jetzt 434 hoch. Das entspricht einem Inzidenzwert von 162,51.
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Die Lage in Bergedorfs Bethesda Krankenhaus bezeichnete Innere-Chefarzt Prof. Dr. Martin Keuchel am Dienstag auf Nachfrage unser Zeitung als "ernst und angespannt, aber noch händelbar". Dienstagabend meldete die Klinik 16 an Corona erkrankte Patienten im Alter von Mitte 50 bis Ende 90.
Drei von ihnen lagen auf der Intensivstation, alle anderen auf der Isolierstation. "Das ist eine Größenordnung, bei der wir gerade noch ohne die Aktivierung unserer Rufbereitschaften auskommen", so Martin Keuchel.
Hygienekonzept der Klinik ist weiterhin sehr effektiv
Sorgen macht ihm allerdings eine andere Entwicklung: "Immer mehr ehemalige Corona-Patienten kommen zurück in die Klinik. Sie haben zwar keine Symptome und sind nicht mehr an Corona erkrankt´, leiden jetzt aber so stark an Schwächesymptomen, Atemwegsbeschwerden oder anderen organischen Problemen, dass sie wieder stationär aufgenommen werden müssen." Gestern war diese Gruppe nach Keuchels Angaben schon auf 13 Personen angewachsen.
Derweil ist das Hygienekonzept des Bethesda weiterhin sehr effektiv. Durch regelmäßige Tests des Personals und aller Patienten, konsequentes Tragen von FFP-2-Masken und die sofortige Quarantäne beziehungsweise Isolierung bei positivem Testergebnis ist es bisher bei Einzelfällen geblieben.
Seit gestern wird auch geimpft: "Wir haben am Dienstag die ersten 150 Dosen des Herstellers Biontec bekommen", sagte Prof. Keuchel. "Ich hoffe sehr, das schnell mehr kommt, damit wir alle unsere gut 900 Mitarbeiter zügig mit der ersten und auch der zweiten Dosis versorgen können."