Gudow. Stefan Tum (54) und Matthias Schur (29) beschlagen auch in den Vier- und Marschlanden viele Pferde. Zehn Jahre waren sie ein Team.
Stefan Tum (54) und Matthias Schur (29) sind als Hufschmiede die vergangenen zehn Jahre gemeinsam in ganz Norddeutschland unterwegs gewesen – auch in den Vier- und Marschlanden, wo sie aktuell mehr als 20 Kunden haben und sich mindestens einmal in der Woche um deren Pferde kümmern. Vom Jahresbeginn an gehen die staatlich geprüften Hufschmiede getrennte Wege. Ihre Kunden haben sie fifty-fifty untereinander aufgeteilt.
Stefan Tums Sohn Timo (26) will sich nach einem Vorbereitungslehrgang seinem Vater anschließen, um den Beruf des Hufschmieds in der Praxis zu lernen. Ein Team aus drei Hufschmieden wäre jedoch zu groß.
Hufschmiede aus Gudow haben ihre Kunden gerecht aufgeteilt
Matthias Schur kommt der neue Familienverbund gelegen: „Ich hatte sowieso vor, irgendwann allein zu arbeiten.“ Der 29-Jährige wolle nun seine „eigene Handschrift stärker hinterlassen“. Wenn alles gut laufe und er genug Kunden ansteuern könne, sei auch mit einem höheren Einkommen zu rechnen. „Doch auch das Risiko ist höher“, sagt Schur über die Selbstständigkeit. „Wenn ich krank bin, verdiene ich nichts. Bisher hat dann immer der andere ausgeholfen.“
Die beiden in Gudow nahe Büchen lebenden Ex-Partner wollen sich allerdings auch weiterhin gegenseitig unterstützen, „sodass die Termine eingehalten werden können“, sagt Schur. Denn die Zufriedenheit ihrer Kunden habe oberste Priorität, betonen die Hufschmiede. Fast alle Pferdehalter, die von ihnen besucht werden, seien Stammkunden.
Familientradition: Schon der Urgroßvater war Hufschmied
Die Pferde seien heutzutage entspannter und besser erzogen, würden nicht mehr als reine Arbeitstiere betrachtet, betont Stefan Tum. Deshalb komme in der Regel ein Hufschmied allein mit dem zu beschlagenden Pferd zurecht. Dem 54-Jährigen liegt die Arbeit mit den Pferden im Blut: Sein Großvater und sein Urgroßvater haben schon als Hufschmied ihr Geld verdient.
Tum bildete Matthias Schur vor zehn Jahren aus. „Wir haben uns damals über einen früheren Nachbarn von mir kennengelernt“, sagt Tum, der seine eigene Ausbildung wiederum vor 25 Jahren beendete. Neben der Praxis, der Begleitung eines erfahrenen, staatlich geprüften Hufschmieds, gehört der mehrmonatige Besuch einer Hufbeschlagschule zur zweieinhalbjährigen Grundausbildung.
Hufschmiede sind auf rollenden Werkstätten unterwegs
„Die Schule muss man aus eigener Tasche bezahlen“, erläutert Schur, der die Theoriestunden in der Lehranstalt der Berliner Tierklinik absolvierte. Hufschmied sei kein Lehrberuf, sondern eine anerkannte Qualifikation. Wer sie erlangen will, muss zuvor eine Ausbildung gemacht haben, betonen die Experten. Stefan Tum ist Maschinenschlosser, Matthias Schur Karosseriebauer und Fahrzeuglackierer.
Beide kommen - wie auch ihre Kollegen - in rollenden Werkstätten daher: Tum behält den VW-Bus des ehemaligen Duos. „200.000 Kilometer hat der auf dem Tacho.“ Matthias Schur hat sich einen Ford-Transporter zur Hufschmiedewerkstatt ausgebaut. „Er hat nun die Luxus-Variante“, scherzt Stefan Tum.
An Bord der Fahrzeuge auch Ambosse und Schmiedeöfen
Vor Ort bei ihren Kunden leisten die Fachleute alle Arbeiten rund um die Hufe der Vierbeiner – vom Ausschneiden, dem Abtrag des alten Hufhorns bis hin zu komplizierten Arbeiten wie etwa dem Anfertigen und Anbringen orthopädischer Spezialbeschläge und weiterer Maßanfertigungen. Diese werden nicht nur geschmiedet, sondern auch geschweißt. „Zwischen Huf und Hufeisen wird eine Kunststoffplatte festgenagelt. Der Nagel wird dann zur Niete umgelegt“, erklärt Matthias Schur.
An Bord ihrer Fahrzeuge befinden sich auch Ambosse und Schmiedeöfen, Schurs Amboss ist auf einer ausrollbaren Schiene montiert. „Mir hat bei der Ausstattung des Wagens ein befreundeter Handwerker geholfen, der beruflich Lkw-Anhänger ausstattet“, sagt der 29-Jährige, der selbst kräftig mit anpackte und viel Geld und Zeit in seine rollende Werkstatt investierte. „Ein Nachbar ist Elektriker. Er baute die Stromversorgung für alle elektrischen Geräte ein, etwa Bandschleifer und Standbohrmaschine.“ Die Bohrmaschine werde benötigt, um Stollengewindelöcher für die speziellen Hufeisen von Springpferden zu bohren.
Die beiden Hufschmiede haben keine eigenen Pferde
Die Hufeisen werden im Ofen auf etwa 1200 Grad erhitzt. Erst wenn sie glühen, sind sie formbar. Mit einem schweren Hammer werden die „Stoßdämpfer der Pferde“ dann gerichtet. Schur: „Wir passen sie dem Huf an – vergleichbar einem Maßschuh beim Menschen.“ Das heiße Eisen wird kurz auf den Huf des Pferdes gebrannt. „Das tut dem Tier nicht weh“, sagt Schur. Gearbeitet werde grundsätzlich so, dass es die Pferde keinesfalls verletze.
Die beiden Hufschmiede haben keine eigenen Pferde. „Das ist ein zeitaufwendiges und kostenintensives Hobby. Wir wollen uns keine Pferde halten, nur um uns als Hufschmiede damit schmücken zu können“, sagt der vierfache Vater Stefan Tum. Erreichbar ist er unter Telefon 0151/56072409. Schur hat die Nummer 0151/17680741.