Hamburg. Gremium bemängelt die Ausstattung der Sanitäranlagen: zu wenig Waschbecken für die Kinder. Behörde verweist auf Gleichbehandlung.
Die Grundschule Mendelstraße, die es seit über 50 Jahren in Lohbrügge-Nord gibt, wird schrittweise neu gebaut. Eine detaillierte Bauplanung gibt es zwar noch nicht, doch erste Grundrisse machen Lehrern und Schülern Appetit auf das Bildungsangebot, das dann in zwei neuen Gebäuden nach dem Prinzip des „Hamburger Klassenhauses“ aus der Schulbehörde laufen soll. Jedoch an einer Sache, die nicht nur bedingt durch die Corona-Pandemie enorme Bedeutung gewonnen hat, stört sich der Elternrat: Die Ausstattung der sanitären Anlagen ist sehr knapp.
Denn die erachtet nicht nur Manuel Mrochem als nicht ausreichend. Der Vertreter aus dem Vorstand des Elternrats hat große Schwachpunkte in den Skizzen entdeckt: „Es sind pro Stockwerk rechnerisch nur 2,5 Waschbecken vorgesehen. Diese Anzahl muss für rund 90 Kinder reichen.“ Ebenfalls kritisch gesehen werden die weiten Wege. Die Trennung von Mädchen- und Jungen-Klos funktioniert nur über unterschiedliche Etagen. Ein behindertengerechtes WC gibt es merkwürdigerweise nur im Obergeschoss, wobei ein Fahrstuhl vorhanden ist. Mrochems Fazit: „Bei den sanitären Anlagen wäre ein deutlicher Zuwachs dringend erforderlich.“
Einheitlicher Standard soll gewährleistet sein
Nun suchte Mrochem Kontakt zu den Planern von Schulbau Hamburg. Mit einer Kompromissidee: „Man könnte zumindest ohne großen technischen Aufwand oder Probleme in jedem Klassenzimmer ein Handwaschbecken mit Kaltwasser installieren“, sagt der 38-Jährige, dessen Tochter (8) die dritte Klasse der Mendelschule besucht. Sie ist eine von aktuell 363 Schülern in einer der größten Grundschulen des Bezirks Bergedorf. „Wir fordern ja keine Luxusausstattung“, unterstreicht Mrochem.
Doch diesem Vorschlag verweigern sich die Planer, genauer gesagt das Standortmanagement der Behörde für den Bezirk Bergedorf, mit dem Manuel Mrochem Kontakt aufnahm. Ihre Begründung ist die Einhaltung des „Gleichbehandlungsgrundsatzes“ in allen Schulgebäuden, der besagt: Alle allgemeinbildenden Schulen in Hamburg erhalten einen einheitlichen Standard. Punkt, aus! Diese Begründung will Mrochem nicht gelten lassen. „Gerade in puncto Hygiene zu lernen wäre das wichtig“, sagt er mit Blick auf die Corona-Krise.
CDU kritisiert die SPD-geführte Schulbehörde
Mittlerweile ist auch die Politik, hier die Bergedorfer CDU, auf die sanitäre Unwucht der neuen Grundschule aufmerksam geworden. Und Julian Emrich lässt es sich nicht nehmen, die von Schulsenator Ties Rabe (SPD-Politiker aus Bergedorf) gesteuerte Schulbehörde zu kritisieren: „Das ist Schulpolitik von der Stange. Standardisierte Bereiche sind gewiss in Ordnung, aber im Schulbau muss es doch Luft für individuelle Lösungen geben.“ Seine Partei will mit einem Auskunftsersuchen an das Bezirksamt das Thema nun vertiefen.
Viel Hoffnung allerdings macht die Schulbehörde nicht: „Früher, bei Klassengrößen von 26 bis 28 Schülern, gab es in jedem Klassenraum ein Waschbecken, also im Schnitt pro 80 Schüler drei Waschbecken. Da es Hygieneprobleme in den Räumen gab, wurden die Waschbecken später in die Sanitärbereiche verlegt, aber weiter nach dem Schlüssel drei Waschbecken pro 80 Schüler“; sagt Peter Albrecht, Pressesprecher der Behörde, und ergänzt: „Der Schlüssel hat sich nicht geändert.“ Da Schulgebäude für eine Nutzungszeit von rund 100 Jahren gebaut würden, könne „nicht nur für die Befindlichkeiten eines einzelnen Augenblicks“ gebaut werden, so Albrecht.