Bergedorf. Politik stellt sich gegen die Behörde. Runder Tisch soll Standorte für vier Schläge in der Innenstadt finden.
Offenbar wollte Hamburgs Verbraucherschutzbehörde die Rettung der Bergedorfer Stadttauben aushungern – genauso wie es die „Taubenfütterungsverbotsverordnung“ der Stadt mit den grau gefiederten Tieren seit ihrem Inkrafttreten 2003 versucht. Doch beides ist gescheitert: Das Verbot hat die Tiere in den vergangenen 17 Jahren zwar noch kranker gemacht, ihre Zahl ist aber trotzdem noch gestiegen. Und das Bergedorfer Rettungskonzept hat trotz Absage jeglicher Finanzierung aus Hamburg jetzt zur Gründung des Runden Tisches „Taubenschläge für Bergedorfs Innenstadt“ geführt.
Dass das Gremium sogar einstimmig vom Verbraucherschutz-Ausschuss der Bezirksversammlung beschlossen wurde, liegt an der Beharrlichkeit und Kompetenz von Susanne Gentzsch und ihrem Verein „Gandolfs Taubenfreunde Hamburg“. Seit Februar schon werben sie dafür, Bergedorfs Tauben durch den Bau von Schlägen am Mohnhof, in der Mitte des Sachsentors sowie im Bereich der Einkaufszentren CCB und Marktkauf von der Straße zu holen – und so auch ihre Vermehrung zu stoppen.
Andere Städte haben ihr Taubenproblem gelöst
Jetzt legten sie dem Ausschuss zudem eine Kommentierung des Behörden-Schreibens vor, das auf eine Anfrage der Bezirksversammlung antwortet. Fazit: „Vieles darin ist fachlich falsch und längst widerlegt. Dass die Politik trotzdem noch so informiert wird, zeigt, wie gering das Interesse der Behörde am Taubenproblem ist“, sagte Susanne Gentzsch im Ausschuss – und präsentierte gleich noch eine 24-seitige Dokumentation über Kosten und Nutzen von Taubenschlägen samt Beispielen etlicher Großstädte wie Augsburg, Hannover, Köln und Stuttgart. Alle haben ihr Taubenproblem mittels Schlägen gelöst. „In Nürnberg stehen den knapp 60 Millionen Euro, die die Vergrämung der Tauben bisher jährlich kostete, heute 200.000 Euro für die Pflege der 23 Schläge gegenüber. Deren Bau hat zusammen 1,4 Millionen Euro gekostet“, so Gentzsch.
Ein Vorbild für Bergedorf könnte Harburg sein. Dort gibt es zwar noch keine Taubenschläge, aber bereits einen Runden Tisch. Dessen nächste Sitzung ist für Ende Januar geplant. „In Harburg hat das Verbraucherschutzamt des Bezirks die Organisation übernommen und neben der Politik auch potenzielle Standortgeber an den Tisch geholt, darunter das City-Management, die von Tauben stark betroffene Haspa und als besonders wichtiger Teilnehmer die Deutsche Bahn“, sagte Susanne Gentzsch.
Marktkauf-Center ist bisher als einziger Standort dabei
In Bergedorf ist bisher das Marktkauf-Center als einziger Standort dabei. „Wenn wenigstens zwei weitere dazustoßen, werden wir einen Taubenschlag bauen“, sagte Managerin Valbone Scharfenberg im Verbraucherschutz-Ausschuss. Auch Michael Solscher von Grundeigentümer-Zusammenschluss BID Sachsentor zeigte Interesse.
Das erste Treffen des Bergedorfer Runden Tisches ist nun für März 2021 geplant. „Dann hoffentlich schon mit der Deutschen Bahn“, empfahl Susanne Gentzsch.