Boberg. Jugendliche überschlagen sich mit gestohlenem Auto. Fliegerverein denkt über Sicherung des Geländes nach.

Es hat viel vom Flair eines Abenteuerspielplatzes: Das Segelfluggelände im Naturschutzgebiet Boberger Niederung ist seit Jahrzehnten Magnet für Sonntagsspaziergänge – und steht für Nervenkitzel, kann man die Starts der motorlosen Flieger doch quasi hautnah miterleben, ganz ohne trennenden Hochsicherheitszaun.

Viel Freiheit und eine große Portion Vertrauen durch den Hamburger Verein für Luftfahrt (HVL), was am späten Freitagabend von vier Jugendlichen als Einladung zum Motorcross auf dem Rasen der Startbahn missverstanden wurde. Zwei Jungs im Alter von 16 und 17 Jahren, mindestens einer davon HVL-Mitglied, kamen nach Einbruch der Dunkelheit mit ihren 15 und 16 Jahre alten Freundinnen auf das Gelände, um eine folgenschwere Spritztour zu unternehmen.

Segelflugplatz Boberg: Jugendliche machen Spritztour im BMW

Die Jugendlichem wussten genau, wo der 530er BMW stand, den die Techniker des HVL gerade mit neuen Stoßdämpfern, Rädern und anderen Reparaturen wieder fit gemacht hatten für die nächsten fünf Jahre als Rückholer der Segelflieger-Startseile auf dem Rollfeld. Seine 200 PS sollten jetzt die Mädchen beeindrucken.

Rasant und immer schneller drehte das Quartett seine Runden auf dem einsamen Flugplatz, wie die tiefen Furchen im Rasen belegen. Niemand bekam etwas davon mit – bis der Fahrer um 21.25 Uhr die Kontrolle verlor: Der schwere BMW war so schnell, dass bei der letzten Kurve die Vorderachse aus der Karosserie brach, der Wagen sich überschlug und schließlich auf der Beifahrerseite liegen blieb.

Alle vier Insassen unverletzt

Zum Glück waren alle vier Insassen unverletzt, denn so konnten sie sie sich aus dem Wrack befreien, bevor der BMW Feuer fing. Die Jungs aus Farmsen und Horn flüchteten zusammen mit den Mädchen aus Poppenbüttel und Neugraben Richtung Boberger Baggersee. Sie beobachteten vom dortigen Rand des Flugfelds, wie Feuerwehr, Notarzt, Polizei sowie Rettungsdienst eintrafen und die Flammen gelöscht wurden. Als die Retter mit Spürhund und Drohne die Suche nach den verschollenen Insassen aufnehmen wollten, stellte sich das Quartett der Polizei. Alle vier wurden zur Wache gebracht und anschließend ihren Eltern übergeben.

Für den HVL bedeutet die Spritztour viel Arbeit: „Natürlich fehlt uns jetzt ein Rückholer, den wir spätestens zum Frühjahr fahrtüchtig gemacht haben müssen“, sagt der Vorsitzende André Nahon. Viel umfangreicher sei aber die Diskussion über die künftige Sicherung des Geländes: „Für mich steht fest, dass es keine Zäune geben soll. Aber wenn junge Leute die gelebte Offenheit des Geländes so ausnutzen, müssen wir überlegen, wie das künftig verhindert werden kann.“