Bergedorf. Das Schicksal der Stadttauben ist Hamburgs Behörden offenbar nicht sonderlich wichtig – auch dem Bergedorfer Bezirksamt.
Das geht aus ihren aktuellen Stellungnahmen hervor, die sich mit dem einstimmigen Beschluss der Bezirksversammlung vom Mai befassen. Damals hatten alles sechs Bergedorfer Fraktionen gefordert, dem chronischen Futter- und Nistplatz-Mangel der rund 800 hiesigen Stadttauben sowie dem Verhungern ihrer Jungtiere mit dem Bau von vier öffentlichen Taubenschlägen zwischen Mohnhof, Bahnhof und Lohbrügger Markt zu begegnen.
Ein solches Projekt wäre mit „einem enormen Verwaltungsaufwand und hohen Kosten“ verbunden, argumentiert die Verbraucherschutzbehörde und betont: „Ein derartiger Ansatz wird aktuell nicht verfolgt.“ Auch das Bezirksamt stellt klar: „Es ist in Hamburg verboten Stadttauben zu füttern. Also müssten gesetzliche Regelungen geändert werden, um einen Taubenschlag zu betreiben.“
„Wenn wir nichts tun, werden die Tauben weiter leiden“
Solche Formulierungen machen Laura Wohnrath (SPD) wütend: „Wir suchen nach Lösungen für das Stadttauben-Problem, nicht nach Wegen, die Aufmerksamkeit für das Thema zu beerdigen. Denn wenn wir nichts tun, werden die Tauben keinesfalls verschwinden, sondern weiter vor unseren Augen leiden und verhungern.“ So sieht es auch Susanne Gentzsch vom Verein „Gandolfs Taubenfreunde“: „Nicht der Bau von Taubenschlägen verstößt gegen das Gesetz, sondern Hamburgs Fütterungsverbot gegen das Tierschutzgesetz.
Und die Behauptung der Behörde, dass weniger Futter und fehlende Nistmöglichkeiten den Bruterfolg der Tauben reduzieren, ist schlicht falsch.“ Die Stadttauben seien keine Wildtiere, wo das zutreffen würde, sondern Nachfahren von Haustauben, denen der Mensch das Eierlegen angezüchtet habe. „Sie brüten auch, wenn es keine Nahrung gibt. Dann verhungern die Küken. Die einzige Möglichkeit zur Reduzierung der Population ist das Austauschen der Eier im Taubenschlag.“
Jeder Taubenschlag kostet 12.000 Euro oder mehr
Besonders entsetzt Gentzsch der Hinweis der Verbraucherschutzbehörde, dass auch die Bürgerschaft Taubenschlägen kritisch gegenüberstehe: „Zwar gibt es tatsächlich einen solchen Beschluss vom März 2019. Aber heute ist die Lage ganz anders. Für die tierschutzpolitischen Sprecherinnen der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen ist das Wohl der Stadttauben längst wichtiges Thema.“
Als Vorreiter gilt der Bezirk Harburg, wo im November ein runder Tisch aus Gewerbetreibenden, Bezirksamt, Deutscher Bahn und Tierschützern das Thema Taubenschläge für die dortige City voranbringen soll. Gleiches wünscht sich Bergedorfs Politik für die hiesige Innenstadt: „Wir werden Kontakt nach Harburg und zu anderen Initiativen in Hamburg aufnehmen“, sagt Laura Wohnrath, die das Thema nach der Bezirksversammlung am Donnerstag erneut im nächsten Bergedorfer Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verbraucherschutz aufgreifen will. Dann geht es auch um die Kosten: Je Taubenschlag werden 12.000 bis 15.000 Euro für den Bau sowie jährlich 7500 Euro für Futter und Pflege durch eine 450-Euro-Kraft veranschlagt.