Bergedorf. Ursula Arova sieht mit Sorge, dass Einschränkungen der Freiheit von einer Mehrheit hingenommen wird. Sie fordert Beweise.
Die gerade wieder verschärften Corona-Schutzmaßnahmen machen Ursula Arova sauer: „Das wird dramatische Folgen haben. Neben den wirtschaftlichen sind das auch soziale in Form von Vereinsamung oder medizinische durch verschobene Operationen – und das alles ohne jeden wissenschaftlichen Nachweis, dass die Verbote überhaupt etwas bringen.“ Den größten Schaden aber nehme unsere Demokratie: „Jetzt ersetzt die Angst wieder jegliche kritische Meinungsbildung und Diskussionskultur in unserem Land.“
Die 62-jährige Betreiberin des Café Chrysander im Schlosspark sieht mit Sorge, dass drastische Einschränkungen der Freiheit von einer Mehrheit – auch in Bergedorf – einfach hingenommen würden. „Es gibt offenbar einen Wunsch nach Kontrolle durch die Obrigkeit. Und bei vielen sogar die Bereitschaft, Kritiker öffentlich anzuschwärzen, und sie dann als Corona-Leugner in eine Ecke mit politischen Extremisten von Rechts und Links zu stellen.“
Corona-Maßnahmen verärgern Betreiberin des Café Chrysander
Klare Worte, die Ursula Arova im vergangenen halben Jahr schon viel Kritik eingebracht haben. Aber auch Zustimmung. Vor allem im Café Chrysander, das sie seit seiner Gründung vor 13 Jahren stets für alle Vertreter eines kritischen Zeitgeistes geöffnet hat, egal ob aus Musik, Literatur, Theater oder einfach aus der näheren und weiteren Bergedorfer Nachbarschaft.
Unter anderem trifft sich hier regelmäßig Bergedorfs Bezirksgruppe der Klima-Aktivisten von Extinction Rebellion. Und immer donnerstags diskutiere auch ein Kreis von Menschen im Café, die den Sinn der aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen kritisch hinterfragten.
Treff von Extinction Rebellion und Corona-kritischem Diskussionskreis
Deren Flyer „Zweifeln erlaubt“, nennt allerdings auch mehrere fragwürdige Internet-Seiten zur Vertiefung, etwa von Verschwörungstheoretikern und Corona-Zweiflern. Der Titel „Widerstandshochburg“ für das Café Chrysander empörte Ursula Arova zuerst, inzwischen spüre sie „so etwas wie leisen Stolz“. Sie habe hier einen „Ort des offenen Wortes geschaffen, wo gern beherzt diskutiert werden darf“. Dabei stünden Werte wie Achtsamkeit, Respekt und die Freiheit der Gedanken über allem. „Wird es politisch extrem, geht es gar in eine Meinungsdiktatur über, hat das im Café Chrysander nichts zu suchen.“
Genau solche Strömungen meint Ursula Arova jetzt aber bei Verteidigern der Corona-Schutzmaßnahmen auszumachen: „Wer die Vorgaben von Bundes- und Landesregierung hinterfragt, wird sofort als Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Dabei sollte bei so extremen Freiheitsbeschränkungen jeder auf nachvollziehbare Beweise ihrer Wirksamkeit pochen.“
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Für sie klängen Vorgaben, wie verschärfte Kontaktbeschränkungen bei 50 Infizierten auf 100.000 Einwohnern aber eher nach Willkür: „Wo ist der Beleg, dass so extreme Einschnitte jetzt etwas bringen? Und wie weit wollen wir das noch treiben?“