Bergedorf. Entscheidung gefallen: Wirtschaftsausschuss streicht Standort Schlosswiese. Budenzauber soll sich durch die Einkaufsstraßen ziehen.

Die Entscheidung fiel einstimmig: Wegen der vielfältigen Einschränkungen, die Hamburgs Corona-Eindämmungsverordnung jetzt schon für Weihnachtsmärkte vorsieht, hat der Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung am Mittwoch beschlossen, die Schlosswiese nicht mit dem traditionellen Wichtelmarkt zu bestücken. Sie gilt als zu eng und letztlich als zu teuer für den Veranstalter Hamburg Events GmbH. Denn er muss die gesamte Wiese erst für den Markt herrichten und sie dann im Frühjahr gemäß Vertrag mit dem Bezirksamt wieder mit Rollrasen bestücken.

„Doch wir wollen auf die besondere Atmosphäre des Weihnachtsmarktes nicht verzichten. Er ist zu wichtig für die Attraktivität der Einkaufsstadt Bergedorf, gerade in der Adventszeit“, sagt Stephanie Pelch, wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU. Ihr Antrag beides zusammenzuführen, also den Budenzauber in die Einkaufsstraßen zu verlegen, fand im Ausschuss breite Zustimmung.

Zuvor hatte das Projekt Weihnachtsmarkt 2020 im nichtöffentlichen Teil des Gremiums auf der Kippe gestanden: Das Bezirksamt war betont ergebnisoffen in die Diskussion gegangen.

„Weihnachtsbummeln“ im November und Dezember in Bergedorf

Nun soll es mit Hamburg Events konkrete Gespräche zur Umsetzung geben. Von dort gab es auf Nachfrage unserer Zeitung gestern sehr positive Signale – auch wenn Projektmanagerin Jule Duda noch davon ausging, dass sich der neue Weihnachtsmarkt nur auf Flächen in der Alten Holstenstraße von der Kirche St. Petri und Pauli bis zum Serrahn-Wehr erstreckt. „Wir wollen das Ereignis auf keinen Fall absagen“, betonte Duda.

Verlagert in die Einkaufsstraße sei trotz Corona vieles möglich, selbst wenn kommende Corona-Verordnungen noch weitere Verschärfungen in Sachen Abstand und Hygiene vorschreiben. „Auch ein generelles Alkoholverbot würde es nicht scheitern lassen“, sagt die Managerin, die weiter auf Herrnhuter Sterne als Markenzeichen setzt, den auf langgezogenen Wichtelmarkt aber in „Weihnachtsbummel“ umbenennen will.

Eröffnungstag für weihnachtliches Bummeln am 23. November

Start soll Montag, 23. November, um 11 Uhr sein, letzter Tag der 30. Dezember. Offen ist noch, ob die Verkaufsstände – wie zuletzt – bis 21 Uhr, der Getränkeausschank bis 22 Uhr geöffnet sind. „Ein gutes Zeichen, dass sich Bergedorf jetzt zum Weihnachtsmarkt bekennt – als erster Standort unserer Märkte überhaupt“, lobt Jule Duda.

Kontroverser äußerten sich die Leser der Facebook-Seite unserer Zeitung, nachdem wir dort am Dienstag über die anstehende Ausschuss-Entscheidung berichteten. Insgesamt 155 Posts fanden sich bis gestern dort, die von rund 18.000 Usern gelesen wurden. „Ich würde mich sehr über einen Weihnachtsmarkt freuen. Auch für die vielen Standbetreiber, die sonst kein Einkommen haben“, schreibt etwa Tina Voggenreiter. Dirk Bülow hält dagegen: „Vorbild sein und drauf verzichten. Lieber den Schaustellern die Möglichkeit geben, sich dauerhaft, ohne Standgebühren, ganzjährig zu präsentieren.“

Weihnachtsmarkt-Frage auf Facebook stark diskutiert

So sieht es auch Isabelle Forster: „Es gibt dieses Jahr auch kein Oktoberfest. Warum wird dann überhaupt über Weihnachtsmärkte diskutiert?“ Und Nils Kradel empfiehlt, was jetzt auch die Politiker beschlossen: „Es sollte einen in die Länge gezogenen Weihnachtsmarkt durch Bergedorf geben.“

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Ob der „Weihnachtsbummel“ tatsächlich realisiert wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen. Voraussichtlich in der Bezirksversammlung am 29. Oktober, spätestens im Hauptausschuss Mitte November soll das Markt-Konzept besprochen und beschlossen werden.