Bergedorf. Aus einem Zwischenbericht geht hervor, dass Gorleben für ein Atommüll-Endlager raus ist. Große Gebiete im Norden kommen infrage.
Aus rein geologischer Sicht ist ein Teil Hamburgs nach Erkenntnissen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) für ein Atommüll-Endlager geeignet. Wie aus einem am Montag veröffentlichten Zwischenbericht hervorgeht, befindet sich im östlichen Teil der Hansestadt das für ein Endlager passende Tongestein. Auch weite Teile Schleswig-Holsteins kämen demnach infrage.
Insgesamt haben dem Bericht zufolge in Deutschland 90 Gebiete günstige geologische Voraussetzungen für ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll. Demnach wären 54 Prozent des Landes nach den geologischen Mindestanforderungen – vor allem das Vorhandensein von Tongestein, Steinsalz oder kristallinem Wirtsgestein (Granit) – für ein Endlager geeignet.
Salzstock in Gorleben gilt als nicht stabil genug
Überraschend nicht dazu gehört der Salzstock Gorleben, eines der ersten atomaren Zwischenlager Deutschlands und lange für ein Endlager vorgesehen. Jahrzehntelang hatten Geologen und Politiker den Standort für geeignet befunden. Nur aufgrund massiver Proteste der Anti-Atomkraftbewegung wurde die Festlegung aufgegeben und ein neuer, wissenschaftlich fundierter Suchprozess gestartet.
Inzwischen gilt der Salzstock dort als nicht stabil genug, den hoch radioaktiven Müll aus den deutschen Atomkraftwerken sicher über eine Million Jahre einzuschließen. „Gorleben hat zwar alle Mindestanforderungen erfüllt, war aber in der geowissenschaftliche Gesamtschau nicht ausreichend“, erklärte BGE-Geschäftsführer Steffen Kanitz dazu am Montag. Das habe vor allem am „mangelhaften Rückhaltevermögen“ und dem Deckgebirge gelegen, das nicht vollständig intakt gewesen sei.
Mögliche Standorte werden nach und nach weiter eingegrenzt
So detailliert wie Gorleben ist bislang keine andere Region Deutschlands auf ihre Eignung untersucht worden. Das soll nun folgen: In den kommenden Jahren werden die möglichen Standorte nach und nach weiter eingegrenzt, indem weitere Kriterien – darunter auch die Bevölkerungsdichte – berücksichtigt werden.
Im Raum der Metropolregion Hamburg gilt unter anderem der Osten aus geologischer Sicht als für ein Atommüll-Endlager geeignet. Neben großen Teilen der Vier- und Marschlande und Bergedorfs gehört auch etwa die Hälfte des Kreises Stormarn zwischen Reinbek und Glinde im Süden bis Reinfeld und Heilshoop im Norden dazu. Auch der Kreis Herzogtum Lauenburg wird mit einem Großteil der Flächen aufgeführt. Ein schmaler Bereich, der sich von Geesthacht über Brunstorf bis nördlich von Schwarzenbek erstreckt, gilt zudem wegen seiner Steinsalzschicht als mögliches Endlagergebiet.
„Dass diese Regionen zunächst als Potenzialflächen aufgeführt werden, liegt auf der Hand, sagt aber noch nichts über ihre tatsächliche Eignung aus“, sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). Entscheidend sei, dass die Bestimmung aufgrund wissenschaftlicher Verfahren erfolgte, nicht politisch: „Entsprechend muss das Verfahren jetzt auch wissenschaftlich weitergeführt werden.“