Bergedorf. Lieber ein bisschen Bühnenbetrieb vor weniger Gästen als gar nicht, sagen sich viele Club-Betreiber. Doch es rechnet sich nicht.

„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, so „Lola“-Chefin Petra Niemeyer, blicken Bergedorfs Veranstalter von Live-Kulturprogrammen auf die ersten Wochen der eingeschränkten Wiederaufnahme ihres Bühnenbetriebs zurück. Lachend, weil im corona-bedingt dünn gesäten Publikum im „Lola“-Saal laut Niemeyer meist eine Super-Stimmung herrscht. „Unsere Gäste sind so froh und dankbar, dass sie wieder zu uns kommen und etwas erleben dürfen“, freut sich die Veranstalterin. Das weinende Auge ist dem finanziellen Aspekt der reduzierten Öffnung der Kulturstätten geschuldet. „Wir zahlen bei jeder Veranstaltung drauf“, klagt Petra Niemeyer. „Und das können wir trotz der Unterstützung von der Kulturbehörde nicht mehr lange leisten.“

Bis zu 45 Gäste im „Lola“-Saal

Maximal 45 angemeldete Gäste darf sie in den Saal lassen – je nachdem, in welchen Gruppengrößen die Anmeldungen erfolgt sind. „Wenn eine Gruppe mit sieben Leuten kommt, dann setze ich die alle an einen Tisch.“ Manchmal passen aber auch nur 40 Gäste an die mit gebotenem Abstand aufgestellten Tische. Anders als vor Corona ist das Verhältnis zwischen Gästen und Personal: „Wir haben jetzt 60 statt 30 Minuten Einlasszeit und Bedienung am Tisch statt am Tresen“, beschreibt die Chefin. „Das macht die ganze Atmosphäre viel persönlicher.“ Dennoch: Bis zum Jahresende stehen noch 21 Aufführungen auf dem Programm. „So viele wie normalerweise in einem einzigen Monat, das fühlt sich ganz schön schräg an und nicht wirklich gut. Außerdem ist die permanente Planungsunsicherheit sehr zermürbend. Die Corona-Zahlen steigen ja wieder an.“

„Wirtschaftlicher Wahnsinn“ in „White Cube“

Als „wirtschaftlichen Wahnsinn“ bezeichnet Joern Moeller die monatlich zwei Konzerte, die er dem Publikum in seinem Jazz-Club „White Cube“ an der Kurt-A.-Körber-Chaussee beschert. „Maximal 20 Leute können kommen, seit die Regularien gelockert sind und wir nicht mehr für jeden Gast zehn Quadratmeter Platz bieten müssen. Aber selbst wenn die alle bei der Hutkasse besonders tief in die Tasche greifen, rechnet sich der Auftritt für die Musiker nicht.“ Möglich war der Live-Betrieb laut Moeller bislang nur, weil das Bezirksamt dem Club von Juni bis August die monatlichen Betriebskosten von immerhin 800 Euro erstattet hat. Über den September wird noch gesprochen. „Außerdem sind wir etwa 100 Vereinsmitglieder, die alle Beitrag zahlen. So kommen wir bei den Konzerten mehr schlecht als recht über die Runden.“

„Sound Yard“ ausschließlich Open Air

Für Sound-Yard-Veranstalter Ludger Skibowski läuft die Konzert-Saison nur noch ein paar Wochen. Denn er beschränkt sich auf Open-Air-Konzerte. Morgen Abend tritt bei ihm auf der Terrasse des Café Chrysander am Schlosspark die Folk- und Bluesband „Jawbone“ auf. „Bei Konzerten an frischer Luft sind die Behörden viel entspannter als im Saal“, sagt er. Mit bis zu 50 Gästen kann Skibowski mühelos die Abstands- und Hygieneregeln einhalten. „Wenn es mehr werden, ist nebenan im Schlosspark an der Boule-Bahn auch noch Platz.“

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„Dass Tanzen noch immer verboten ist“, bereitet Heiko Papke von der „Klangbar“ im Suhrhof (bis zu 50 Gäste) die größte Sorge. „Ansonsten haben wir da oben Glück mit drei großen Flügeltüren, die wir bis 22 Uhr öffnen können, und einem sehr guten Virenfilter in der Belüftung.“ Doch auch er meint: „Rechnen tut sich das alles nicht.“