Geesthacht/Hamburg. 59-Jähriger muss bei Kontrolle Speichelprobe abgeben. Abgleich mit Täter-Datenbank führt zur Vergewaltigung an damals Neunjähriger.

25 Jahre nach der Vergewaltigung eines neunjährigen Mädchens auf dem Gelände der Seglervereinigung Geesthacht steht der Fall vor der Aufklärung: Durch einen großen Zufall und moderne Kriminaltechnik ist der Polizei im englischen Dover ein Mann ins Netz gegangen, dessen „genetischer Fingerabdruck“ zu dem des Täters vom 28. Juli 1995 passt.

Vergewaltigung in Geesthacht: Täter wohnt heute in Bad Oeynhausen

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei dem heute 59-Jährigen mit Wohnsitz Bad Oeynhausen in Nordrhein-Westfalen um einen über Jahrzehnte unerkannten Triebtäter handelt, der mehrere Mädchen vergewaltigt hat. Derzeit werden zwei Hamburger Fälle mit ihm in Verbindung gebracht: Ein Missbrauch von 2007 an der Gottschedstraße in Winterhude und vor allem die Vergewaltigung eines neunjährigen Mädchens auf dem Gelände des Güterbahnhofs an der Hellbrookstraße in Barmbek-Nord am 9. Januar 2006. Hier sind die DNA-Spuren laut Polizei eindeutig denen des jetzt verhafteten Mannes zuzuordnen – ebenso wie die der damals bereits zehn Jahre zurückliegenden Geesthachter Vergewaltigung.

Dringend verdächtig für weitere Vergewaltigungen

Ein Zusammenhang beider Taten war schon bei den Ermittlungen im Frühjahr 2006 anhand des Abgleichs des „genetischen Fingerabdrucks“ des unbekannten Vergewaltigers hergestellt worden. Und die Experten der Polizei äußerten einen schrecklichen Verdacht: Es sei sehr wahrscheinlich, dass er weitere Taten begangen habe und begehen werde. Denn wer mit einer solchen pädophilen Veranlagung einmal seine Fantasien ausgelebt habe, warte nicht zehn Jahre bis zur nächsten Tat. Tatsächlich ist der heute 59-Jährige sogar weitere 14 Jahre frei herumgelaufen. Auch eine 2006 von der Polizei ausgesetzte Belohnung von 5000 Euro hatte nicht zu seiner Ergreifung geführt.

Das änderte jetzt ein Zufall im Hafen von Dover. Dort stoppte ihn die britsche Polizei, die davon spricht, „waffenähnliche Gegenstände in seinem Wagen“ entdeckt zu haben. Das reichte, um bei ihm eine Speichelprobe zu nehmen. Deren Abgleich mit der deutschen Täter-DNA-Datenbank stellte den Bezug zu den Vergewaltigungen her.

Neunjährige beschrieb ihren Peiniger genau

In Geesthacht hatte der damals 34-Jährige sein Opfer gegen 18 Uhr auf dem Sandweg vom Gelände der Seglervereinigung zur Wärderstraße von hinten umfasst, zu Boden geworfen und hinter einer Halle vergewaltigt. Die Neunjährige aus Uetersen beschrieb ihn später so genau, dass die Polizei ein Phantombild von ihm anfertigten konnte. Doch es gingen kaum Hinweise ein. Er blieb unerkannt. Heute wissen die Ermittler, dass der Mann jeweils in der Nähe der Tatorte wohnte. Weitere Vergewaltigungen werden gerade auf Verbindungen mit ihm überprüft.

Dass es überhaupt DNA-Spuren der Geesthachter Vergewaltigung gibt, ist der Gründlichkeit der damaligen Ermittler zu verdanken. Obwohl es 1995 noch keine Analysetechnik gab, sicherten sie alle dafür wichtigen Gegenstände. 2004 konnte daraus die Täter-DNA gewonnen und in die bundesweite Datenbank eingespeist werden.