Bergedorf. Aufstellen von Heizpilzen auf öffentlichem Grund ist verboten. Verband fordert Aufhebung des Verbots. Bergedorfer Wirte zurückhaltend.

Kaum eine Branche ist von der Corona-Krise derart stark gebeutelt wie die Gastronomie. Gäste meiden aus Angst vor einer Infektion die Innenbereiche von Lokalen, sitzen lieber im Freien. Deshalb stockten viele Hamburger Gastronomen das Tisch- und Plätzeangebot auf ihren Außenflächen auf, um ihre Verluste im Rahmen zu halten. Doch wie funktioniert das im Herbst und im Winter? Ein wichtiger Faktor bei der Beantwortung dieser Frage ist ganz offenbar: mit Heizpilzen oder vergleichbaren Heizstrahlern.

Doch damit ist es in Hamburg nicht so einfach. Zumindest auf öffentlichem Grund sind diese verboten. Zudem gelten die wärmespendenden Geräte als sehr klimaschädlich, insbesondere Gasheizer, die zusätzlich CO2
ausstoßen.

Dehoga fordert, dass das Verbot aufgehoben wird

In Hamburg ist das Thema Heizstrahler über das Wegegesetz geregelt, für dessen Durchsetzung wiederum die Bezirke zuständig sind. Als erster Bezirk war 2007 Eimsbüttel vorgeprescht und hatte das Aufstellen der Geräte im öffentlichen Raum per sofortiger Wirkung verboten. Auch in allen anderen Bezirken ist das Aufstellen der Heizgeräte genehmigungspflichtig. Der private Einsatz auf dem eigenen Grundstück ist aber weiter erlaubt.

Auch der Deutsche Hotel und Gaststättenverband Dehoga hat das Thema auf der Agenda. „Wir fordern von Senat und Bezirken, dass das Verbot für Heizstrahler ausgesetzt wird. Zumindest bis Ende des Jahres und flächendeckend für den gesamten Stadtbereich“, so der Präsident des Hamburger Landesverbandes Franz J. Klein. Dabei sei eine schnelle Entscheidung wichtig: „Für viele Gastronomen ist es die einzige Chance, zumindest etwas Geschäft zu machen.“

„Olivo“-Inhaber überlegt, ob er sich die Heizpilze anschafft

Das Geschäftsjahr durch Heizstrahler retten – das kommt offenbar für die Mehrheit der Bergedorfer Gastronomen nicht an den Tisch. Heiko Papke, Betreiber der Klangbar, wird eh nur noch bis Ende September die Open-Air-Konzerte im Suhrhof anbieten. Auf dem Balkon seiner Klangbar bleiben ab dann nur 16 Freiluft-Sitzplätze. Papke sagt: „Heizpilze kommen für mich nicht infrage, die Umwelt leidet genug.“ Auch Andreas Laitenberger von der Lola Bar wird seinen Biergarten nicht künstlich beheizen, um ein paar Euro mehr zu verdienen: „Darauf würde ich maximal zurückgreifen, wenn Wissenschaftler sagen würden, Heizpilze wären umweltverträglich.“

Etwas anders beurteilt Donato Tricarito, Inhaber des „Olivo“ (Am Brink 10), die Lage. „Ich überlege, ob ich mir diese Pilze anschaffe“, sagt er. Umweltschutz spiele bei ihm nicht die oberste Priorität, sondern eher die Amortisierung der Investition. „Von November bis März sitzt keiner in unserem Garten, ich bräuchte die Geräte nur kurze Zeit“, sagt Tricarito, dem neben dem Wohl seiner Gäste eine Sache wichtig ist: „Die Gesundheit meiner Mitarbeiter. Wenn sie krank werden, nützen auch Heizpilze nichts.“

BUND findet Einsatz von Heizpilzen indiskutabel

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist der Einsatz von Heizpilzen in Lokalen indiskutabel. „Ein Heizgerät im Außenbereich verbraucht etwa die Energiemenge, die ausreicht, um ein Einfamilienhaus zu heizen oder, aufs Jahr gerechnet, um einen Mittelklasse-Wagen zu fahren“, so der stellvertretende Vorsitzende des BUND-Landesverbandes, Paul Schmid. „Grauenhaft“ findet auch Verbraucherschützer Tristan Jorde die Idee: „Das ist ökologischer Wahnsinn und Freiluftheizung.“ Den Gedanken gebe es in der Gastronomie schon länger, jetzt werde „das Corona-Virus zur Legitimierung benutzt“, sagt der Leiter Umwelt der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Umweltexperten raten zu konservativen Methoden, um es draußen mollig zu haben: Decken, dicke Kleidung oder Windschutz.