Bergedorf. Politik und WSB übergeben Karstadt Bergedorf eine Unterstützerliste und nehmen Vermieter in die Verantwortung. Gibt es noch Hoffnung?

Wie sehr sich die Kunden wünschen, dass Bergedorf als Karstadt-Standort erhalten bleibt, dokumentiert diese Liste: Rund 7300 Unterschriften haben Wirtschaftliche Vereinigung (WSB) und alle in der Bezirksversammlung vertretenen Fraktionen (außer der AfD) dem Betriebsratsvorsitzenden von Karstadt Bergedorf, Gerhard Stachan, übergeben. Für WSB-Geschäftsführer Marc Wilken sind das nicht nur Namen, sondern viel mehr: „Wir formulieren damit den dringenden Appell an den Vermieter und Grundeigentümer, sich mit dem Kaufhaus zu einigen.“

Derzeit erscheint die Situation für die Bergedorfer Belegschaft trist: Die 60 Mitarbeiter erhielten am 28. Juli 2020 ihre Kündigung, beide Häuser im Sachsentor, sowohl Haupt- als auch Sporthaus, sollen am 31. Januar 2021 zum letzten Mal öffnen. „Fünf bis sechs Kollegen“, berichtet Stachan, „haben uns bereits verlassen, entweder haben sie neue Jobs oder sind in Rente gegangen.“

Karstadt Bergedorf soll geschlossen werden

Doch lokale Politik und Wirtschaft wollen, dass das traditionelle Kaufhaus bestehen bleibt. So sagt etwa eine der Unterstützer, der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Gladiator: „Es nicht zu versuchen, wäre eine verschwendete Chance. Karstadt gehört zu Bergedorf. Beeindruckend, wie sich die Leute an der gemeinsamen Aktion beteiligt haben.“

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Dass genannte Verbindung besteht, versuchen WSB und Parteien noch mit einigen Fakten im Schreiben an Miguel Müllenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, zu vermitteln. Allein an Wochenenden kämen zu den 130.000 im Bezirk lebenden Menschen weitere 170.000 aus dem Umland dazu, für die Karstadt ein Anziehungspunkt sei. „Schauen Sie mal auf die Autokennzeichen. Da sind neben Ratzeburgern auch viele Lüneburger, Lübecker, Kunden aus dem Landkreis Winsen/Luhe und sogar aus Mecklenburg-Vorpommern hier“, beobachtet Marc Wilken immer wieder. Wenn Karstadt verschwände, würde ein Bezugspunkt im Südosten der Metropolregion wegfallen. In einem boomenden, eigenen Stadtteil, der wachse.

Konzentration auf Dinge wie Eisen- oder Haushaltswaren

Die Protagonisten setzen darauf, dass das Haupthaus im Sachsentor in modifizierter Form überleben könnte. Wilken nennt das Wort eines „Nahversorgers“. Stachan ergänzt, „dass einige Artikel aus dem Sortiment verschwinden müssten“. Er denkt an eine Konzentration auf Dinge wie Eisen- oder Haushaltswaren oder bestimmte Textilien, die es eben nur bei Karstadt zu kaufen gibt.

„Wenn der Vermieter mitspielt, kann es eine Zukunft für Karstadt in Bergedorf geben“, sagt Stachan, ohnehin bewegt am gestrigen Tag ob der eigenen Historie: Seit 41 Jahren arbeitet er für die Firma, die ihm jüngst kündigte. Es bleibt Hoffnung und etwas Zeit: Ende Oktober soll das Insolvenzverfahren für Karstadt abgeschlossen sein. Und dass Häuser trotz angekündigtem Aus noch gerettet wurden, dafür gibt es auch in Hamburg Beispiele. Die Galeria Kaufhof-Filiale im Alstertal-Einkaufszentrum macht weiter, weil sich Vermieter und Warenhaus auf einen langfristigen Mietvertrag zu angepassten Konditionen einigen konnten. Für Bergedorf wäre der Gesprächspartner eine Erbengemeinschaft aus dem nordrhein-westfälischen Bad Honnef.