Bergedorf. Absichtserklärung aus dem Bundesverkehrsministerium. Bezirksversammlung will sich einsetzen für Stopps schon ab September.
Das Bundesverkehrsministerium lässt in Bergedorf die Hoffnung auf einen halbwegs attraktiven Fernzug-Bahnhof wachsen. Denn die Website der Behörde verkündet den von der Bundesregierung geforderten Deutschland-Takt mit deutlich verbesserten Zuganschlüssen – auch für Bergedorf.
„Konkret soll jeweils in geraden Stunden auf die Minute 9 ein Zug nach Berlin fahren und in ungeraden Stunden auf die Minute 50 aus Berlin ankommen“, referierte Nobert Fleige (Grüne) in der jüngsten Bezirksversammlung. Eine Absichtserklärung, die das Ministerium allerdings nicht mit einem konkreten Startdatum hinterlegt.
Bezirksamtsleiter soll der Bahn Druck machen
Genau hier setzt jetzt die Bezirksversammlung nach: Der Antrag der Bergedorf-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, Bezirksamtsleiter Arne Dornquast möge bei der Bahn Druck machen, die Bergedorf-Stopps schon mit dem Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres umzusetzen, wurde einstimmig von allen sechs Fraktionen angenommen. Begründung: Mit der definitiv in vier Monaten startenden Verdoppelung des IC/ICE-Taktes zwischen Hamburg und Berlin auf dann einen Zug alle 30 Minuten, müsse auch Bergedorf bedacht werden.
Welche Züge hier halten sollen, lässt der Antrag indes offen. Als unwahrscheinlich gilt, dass die direkten Verbindungen zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Berlin auch Bergedorf ansteuern. Aufgelistet ist beim Verkehrsministerium dagegen ein Bergedorf-Stopp alle zwei Stunden für Züge, die auf dem Weg nach Berlin auch in Ludwigslust und Wittenberge halten. Wird dies Wirklichkeit, würde sich Bergedorf mit Büchen abwechseln, also jeder zweite Fernzug zwischen den stündlichen Direktverbindungen der Metropolen hier halten. Die Fahrzeit von 1:52 Stunden in die Hauptstadt würden die drei Stopps übrigens nur um gut zehn Minuten verlängern.
Fernzug-Halt war vor 15 Jahren noch normal
Norbert Fleige machte in der Bezirksversammlung deutlich, dass der Deutschland-Takt für Bergedorf nur wiederherstellt, was vor 15 Jahren normal war: „Bis 2005 hielten hier 15 Fernzüge täglich.“ Anschließend hatte Bergedorf zwar einen auf IC- und sogar ICE-Maße verlängerten Fernbahnsteig – aber mit Ausnahme eines einzigen IC-Zugpaares Richtung Budapest keinen regelmäßigen Stopp mehr. Der Fernbahnsteig verkam zum Haltepunkt für Vorortszüge aus und nach Schwerin sowie Rostock, die in Bergedorf bis heute eher als Alternative zur chronisch überlasteten S-Bahn denn als überregionale Verbindung genutzt werden.
Der Deutschland-Takt soll dagegen die Fernbahn attraktiver machen: Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, die Anzahl der Bahnreisenden durch verlässliche kurze Zugtaktungen bis 2030 zu verdoppeln. Bergedorf soll dabei zwar „so schnell wie möglich“ bedacht werden. Allerdings bedeutet dies nach den Überlegungen von Ministerium und Bahn einen Start bis 2025.
Für die Bezirksversammlung ist das zu spät. Sie verweist auf die Bedeutung des hiesigen Bahnhofs als Fernbahn-Zugang für eine Region mit über 250.000 Menschen.