Bergedorf. CDU will erfolgreiches Konzept aus Berlin übernehmen: Seile über Hauptverkehrsstraßen sollen Querungen für Eichhörnchen sicherer machen..

Sie sind beste Kletterer und eindeutig schwindelfrei. Doch am Boden haben Eichhörnchen an den viel befahrenen Straßen der Städte ein tödliches Handicap: Sie kennen die Verkehrsregeln nicht.

Verkehr und Bauprojekte bedrohen Wildtiere

„Gerade erst wurden zwei Eichhörnchen im Umfeld der Holtenklinker Straße überfahren – vermutlich Tiere, die kurz zuvor aus der benachbarten Eichhörnchenstation des Tierschutzvereins Looki ausgewildert worden waren“, berichtet Julian Emrich (CDU) aus der vergangenen Woche.

„Der enorme Flächenverbrauch durch die neuen Wohngebiete und andere Bauvorhaben in Bergedorf führen dazu, dass der Lebensraum heimischer Wildtiere zunehmend kleiner wird. Gleichzeitig steigt der Verkehr auf den Straßen.“

Eichhörnchen nehmen Seilbrücken an

Um die Population der beliebten, kleinen Nager zu schützen, legt die CDU der Bezirksversammlung am Donnerstag einen Prüfauftrag vor: Unter der Überschrift „Eichhörnchenbrücken in Bergedorf“ fordert sie den Bezirksamtsleiter auf, die Grundlagen zu schaffen, damit ein erfolgreiches Projekt aus der Hauptstadt nach Bergedorf geholt werden kann.

In Berlin-Friedrichshagen hat der Verein Aktion Tier bereits seit Frühjahr 2014 ein Seil in Betrieb, das in gut zehn Metern Höhe zwischen zwei Bäumen eine Hauptstraße überspannt. Von Futterkästen an beiden Seiten angelockt, dauerte es nicht lang, bis die rotbraunen Kletterkünstler die für sie sichere Querung angenommen hatten. Im Herbst 2014 lieferte eine Kamera mit Bewegungssensor dann mit einem „Eichhörnchen-Selfie“ auf dem Seil den Beweis dafür.

Jährliche Kontrolle kostet 500 Euro

Nach Angaben des Vereins beliefen sich die Kosten für das verrottungssichere Seil seinerzeit auf 500 Euro, sein Anbringen an den Bäumen auf weitere 1500 Euro. Die jährliche Sicherheitskontrolle kostet nun 500 Euro.

Vorbilder für das Projekt waren Eichhörnchenbrücken in Schottland und den USA, wo es sie schon seit den 1960er-Jahren gibt. Dem Berliner Beispiel ist mittlerweile unter anderem München gefolgt.

Feuerwehr und Bürger können helfen

„Es wäre großartig, wenn Bergedorf nun der Pilotbezirk für Hamburg wird“, sagt Julian Emrich, der im CDU-Antrag schon einige Vorschläge für Eichhörnchenbrücken macht. Neben der Holtenklinker Straße könnten sie die Bergedorfer Straße in Höhe der Sander Tannen/Krusestraße, den Reinbeker Redder oder der Ladenbeker Furtweg südlich der B 5 überspannen.

„Vielleicht findet sich auch eine Freiwillige Feuerwehr, die das Aufhängen des Seils übernimmt. Und Bergedorfer Eichhörnchenfreunde, die beliebte Straßenquerungen der Tiere melden oder Bäume auf ihren Grundstücken für die Seile zur Verfügung stellen.“