Bergedorf. Gastronom Levent Arova hat viel in Bergedorfs Wahrzeichen investiert - aber es rechnet sich nicht.
Für einige Politiker im Kulturausschuss ist es ein klarer Vertragsbruch: „Es wurde schriftlich vereinbart, dass das Schloss-Café zu den Öffnungszeiten des Museums geöffnet hat“, mahnte Rudi Walter von der Fraktion der Linken an. Doch davon ist Gastwirt Levent Arova derzeit weit entfernt: Das Museum ist täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, sein Schloss-Café schon seit Monaten nur Freitag, Sonnabend und Sonntag in dieser Zeitspanne.
Bezirk hat schon die Miete erlassen
„Das Schloss-Café lässt sich Dienstag bis Donnerstag nicht annähernd wirtschaftlich führen“, sagt Arova. „An diesen Tagen kommen so gut wie gar keine Gäste, und ich hätte nur Kosten.“ Daher schrieb er schon im Mai an das Bezirksamt, er könne nur noch am Wochenende öffnen. „Die haben das akzeptiert und mir in diesem Corona-Sommer auch die Miete erlassen, weil es im Schloss keine Veranstaltungen gibt und daher viel weniger Besucher kommen. Ich zahle nur die Betriebskosten.“ Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski aus dem Bezirksamt bestätigte dies.
Terrasse für 23.000 Euro liegt brach
Besonders schmerzlich fanden es Kulturpolitiker von Linken und SPD, dass der Bezirk erst vor zwei Jahren für zusätzliche Café-Sitzplätze die Holzterrasse auf der Schlosswiese spendiert hat, Kosten immerhin 23.000 Euro. Die ist nun dauerhaft ungenutzt und abgesperrt, denn an heißen Sommertagen sitzen die Café-Gäste lieber in den schattigen Ecken des Schlosshofs als in der prallen Sonne auf der Wiese. „Auch ich habe in das Schloss-Café investiert, in die Küche und die Möblierung, insgesamt 100.000 Euro, meine gesamten Ersparnisse“, sagt dazu Levent Arova. „Ich habe das aus Liebe zu Bergedorf getan, aber das Schloss-Café funktioniert einfach nicht so, wie es soll.“ Selbst wenn er Stammgästen aus seinem gut etablierten Café „La Petite Rue“ in der Sachsentor-Passage empfiehlt, doch auch mal im Schloss vorbeizuschauen, folgen sie dieser Empfehlung meist nicht.
Auch „Café Bouquet“ ist geschlossen
Das Schloss-Café ist nicht Arovas einzige Baustelle. Schon vor zwei Monaten schloss er vorübergehend seinen dritten Standort, das kleine „Café Bouquet“ an der Ecke Alte Holstenstraße/Serrahnstraße. Wegen der verbarrikadierten Dauerbaustelle des neuen Woolworth-Komplexes an der Serrahnstraße fanden kaum noch Gäste den Weg dorthin. „Miete muss ich dort aber weiter zahlen“, sagt Arova, „zum Glück ist ein Ende absehbar. Im Oktober sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.“
600 Euro Abendmiete für den Schlosshof
Wie es – auch wenn Corona irgendwann einmal überwunden ist – mit dem Schloss-Café weitergehen soll, steht für Levent Arova in den Sternen: „Ich darf ja abends laut Vertrag nicht öffnen – es sei denn, ich mache eine Veranstaltung. Dann aber muss ich dem Bezirksamt 600 Euro Miete zahlen. Das ist einfach unrealistisch.“ Der Vertrag läuft noch bis Ende März 2021.