Bergedorf/Glinde. Nach einer Austrittswelle steckt der TSG Bergedorf in der Krise: 1100 Austritte zum Halbjahr. Andere Clubs stehen besser da.
Es gibt Momente, da verliert auch der schlimmste Corona-Lockdown seinen Schrecken. „Wir haben in dieser Zeit nicht zweckgebundene Spenden bekommen. So etwas kriegen wir sonst nie“, berichtet Boris Schmidt, der 1. Vorsitzende der TSG Bergedorf. „Einfach weil die Leute sagen: ,Ich finde das so toll, was ihr macht.’ Da ist man emotional berührt.“
Die Krise hat den Bergedorfer Großverein mit seinen 140 Mitarbeitern so hart getroffen wie keinen anderen Club in der Region. Schließung der Anlagen, Kurzarbeit bis Anfang Juni, dann die Rekordzahl von 1100 Austritten (zehn Prozent) zum Halbjahr. Von 11.000 Mitgliedern fiel die TSG auf 9900. „Wobei die Austritte allein nicht das Problem sind“, so Schmidt. „Wir hatten auch sonst schon mal 950 Austritte zum Halbjahr, doch dafür eben auch 600 Eintritte. Die fallen jetzt weg. 750 Mitglieder weniger, das trifft uns hart. Ich bin skeptisch, dass wir das bis zum Jahresende wieder ausgleichen können.“
Beim TSV Glinde sind 150 Mitglieder ausgetreten
Bei anderen Großvereinen, die mit ihren Breitensport-Angeboten ähnlich aufgestellt sind wie die TSG, ist die Situation weit weniger dramatisch. Beim TSV Glinde sind zum Halbjahr 150 Mitglieder ausgetreten, gut fünf Prozent der 2800 Sporttreibenden. „Wir können stolz sein, dass wir nur so wenige Mitglieder verloren haben“, urteilt der TSV-Vorsitzende Joachim Lehmann. „Es ist schon machbar, das bis zum Jahresende wieder auszugleichen. Wir müssen jetzt nur die Ärmel hochkrempeln und kreativ werden.“
Noch weit weniger dramatisch ist die Lage beim VfL Geesthacht (2200 Mitglieder) und TSV Schwarzenbek (2600 Mitglieder). Beim VfL lag die Quote der Austritte bei unter drei Prozent. „Das ist eine normale Fluktuation. Es gibt aktuell bei uns keinen Corona-Effekt“, analysiert der 2. Vorsitzende Jörg Kunert. Beim TSV Schwarzenbek freut sich der Vorstand über eine „sehr hohe Solidarität der Mitglieder“. Austritte gab es kaum, doch auch hier fehlen Neueintritte.
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TSG lebt von Kindergärten- und Schulkooperationen
Was den ländlichen Großvereinen hilft, ist ihre Insellage. In der näheren Umgebung gibt es kaum Konkurrenz. Beispiel VfL Geesthacht: „Die Hälfte aller Sportarten, die wir anbieten, gibt es nur bei uns“, erläutert Kunert. Zudem ist die Anzahl der hauptamtlichen Mitarbeiter beim VfL mit fünf sehr gering, bei den anderen beiden Vereinen ist es ähnlich. Folg: Sie sind weniger abhängig von laufenden Einnahmen.
Die TSG hingegen lebt bereits zu einem Großteil von ihren Kindergärten und Schul-Kooperationen. Die Mitgliedsbeiträge machen nur noch 40 Prozent der Einnahmen aus. Dennoch will Schmidt um jeden einzelnen Sporttreibenden kämpfen. „Die 1100 Mitglieder, die zum Sommer ausgetreten sind, die rufen wir alle an und fragen nach den Gründen“, betont er. „Wenn es einen Grund gibt, den wir vielleicht noch ändern können, wollen wir versuchen, sie zurückzugewinnen.“ Wie Solidarität funktioniert, haben ja schließlich schon andere im Verein gezeigt.