Lohbrügge. Unwetter sorgte am Wochenende für zahlreiche umgestürzte Bäume, überschwemmte Straße und vollgelaufene Keller. Die Bilanz.

Bereits um die Mittagszeit war am Sonnabend die Hamburger Feuerwehr gewarnt: Der Deutsche Wetterdienst kündigte ein Unwetter mit Starkregen, Gewittern und Sturmböen an. Die Rettungsleitstelle bereitete den Ausnahmezustand vor und nahm diesen gegen 17.15 Uhr auch in Betrieb – wegen zahlreicher Notrufe.

Die kamen – wieder mal – überwiegend aus Lohbrügge und Bergedorf, wo das Unwetter am heftigsten wütete. Insgesamt wurden hier bis 19.30 Uhr 45 wetterbedingte Einsätze gefahren: überflutete Straßen, umgestürzte Bäume oder oberschenkeldicke Äste, die zu fallen drohten. Teilweise mussten auch vollgelaufene Keller leergepumpt werden. In Spitzenzeiten waren neben den Einheiten der Berufsfeuerwehr zeitgleich zwölf Freiwillige Feuerwehren im Einsatz, um der Lage Herr zu werden. Verletzt wurde wie durch ein Wunder niemand.

Schneise der Verwüstung in Lohbrügge

An der Fockenweide in Bergedorf-West fiel im Kleingartenverein 612 ein 18 Meter hoher Baum auf ein Parzellengrundstück und auf einen öffentlichen Weg. Die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren Boberg und Kirchwerder-Nord rückten an, zerteilten unter der Einsatzleitung des Bergedorfer Bereichsführers mit mehreren Kettensägen den hölzernen Koloss.

Eine regelrechte Schneise der Verwüstung schlugen die Sturmböen in die Billwerder Straße in Lohbrügge. In Höhe der Hausnummer 21 fiel eine 20 Meter hohe Birke auf eine Wiese und begrub zwei stattliche Autos unter ihrer ausladenden Krone – eine Infiniti-Limousine und einen VW Passat Variant. Die Freiwillige Feuerwehr Nettelnburg legte die Fahrzeuge mit der Säge frei, sperrte den restlichen Unglücksort ab. Die Limousine war durch den Baumsturz leicht beschädigt.

In Höhe der Kreuzung Ruseler Weg fiel ein Baum auf die Billwerder Straße und den Gehweg. Hier kam die Freiwillige Feuerwehr Boberg mit der Kettensäge.

Feuerwehrleute bringen Metallplatte sicher zu Boden

Wie Amphibienfahrzeuge schieben sich Autos durch die Wassermassen auf der Bergedorfer Straße.
Wie Amphibienfahrzeuge schieben sich Autos durch die Wassermassen auf der Bergedorfer Straße. © Thomas Voigt | christoph leimig

Schließlich spaltete der Sturm auch einen Baum, der zwischen zwei Mehrfamilienhäusern an der Billwerder Straße 25 stand, und warf diesen um. Nun war wieder die Nettelnburger Wehr an der Reihe, zersägte Stamm und Äste.

Auch im weiter nördlichen Lohbrügge war die Feuerwehr vor eine knifflige Aufgabe gestellt. Bei einem dreigeschossigen Mehrfamilienhaus an der Leuschnerstraße hatte das Unwetter die Abdeckung des Schornsteins halb abgerissen. Das Stahlblech drohte vom Dach zu fallen. Weil die örtlichen Feuerwehren bereits anderweitig eingesetzt waren, rückte die FF Curslack an. Die Retter fertigten eine ausgeklügelte Seilkonstruktion an, mit der sie die Metallplatte in den Garten abseilen konnten.

Im Ernst-Finder-Weg in Lohbrügge war die Fahrbahn auf gut 40 Meter Länge überflutet. Die Freiwillige Feuerwehr Lohbrügge sperrte die Straße ab, öffnete mehrere Gullys. Einer von ihnen war verstopft, ließ keinen Tropfen Wasser durch. Die Wehrleute reinigten den Abfluss mit Besenstielen – und schon lief es wieder im Ernst-Finder-Weg.

Bis zu 30 Zentimeter Wasser auf den Straßen

Unterdessen fuhr es sich auf der Bergedorfer Straße bis in die Abendstunden wie Wasserski. Bis zu 30 Zentimeter hoch stand das Wasser zwischen Lohbrügger Landstraße und Brücke Ladenbeker Furtweg, Mit jedem Auto spritzten die Fontänen, die Gehwege waren überschwemmt. Auf dem gemeinsamen Parkplatz von Rewe und Aldi Am Beckerkamp waren 300 Quadratmeter Parkfläche gesperrt wegen Überschwemmung. Hier musste die Freiwillige Feuerwehr Moorfleet anrücken, weil alle anderen zu tun hatten. Den Wehrleuten gelang es, mit einer Elektro-Tauchpumpe den Platz trockenzulegen.

Gleich zweifach war der Bahnbetrieb in Bergedorf durch den Gewittersturm beeinträchtigt. Am Oberen Landweg/Ecke Wehrdeich in Nettelnburg kippte ein Baum gegen Oberleitung und Strommast der Fernstrecke. Der Baum fing Feuer, ein Lokführer erkannte einen Lichtbogen und meldete „Waldbrand“. Für 20 Minuten wurde die Fernstrecke gesperrt – bis ein brennender Ast herunterfiel und das Feuer erlosch.

An der Wilhelm-Bergner-Straße drohten angebrochene Äste auf die Schienen zu fallen. Die Feuerwehr Lohbrügge kam mit der Drehleiter und sägte sie ab.