Bergedorf. Bergedorfs Politik votiert einstimmig für neuen Service auf dem Klinikgelände. Basis ist das geplante „Gesetz zur Reform der Notfallversorgung“.
Immer mehr Bergedorfer gehen lieber ins Bethesda Krankenhaus als zu niedergelassenen Ärzten, wenn es ihnen plötzlich schlecht geht. Was den guten Ruf des Klinikums am Glindersweg unterstreicht, belastet allerdings seine Notaufnahme stark. Denn weggeschickt wird hier niemand.
Rund um die Uhr offen für ambulante Patienten
Diesen Trend weiter fördern könnte das geplante „Gesetz zur Reform der Notfallversorgung“ von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), das die Bezirksversammlung jetzt per einstimmigem Beschluss für das Bethesda nutzen will: Um die Notrufe 112 und 116 117 zusammenzuführen, plant Spahn Integrierte Notfallzentren an ausgesuchten Kliniken, die rund um die Uhr geöffnet und explizit auch für ambulante Fälle vorgesehen sind. Wer stationär behandelt werden muss, geht von dort in die Notaufnahme.
Schock über Bevorzugung des St. Adolf-Stift sitzt tief
„Wir wollen rechtzeitig Pflöcke für ein Integriertes Notfallzentrum am Bethesda Krankenhaus einschlagen, auch wenn das Gesetz kaum vor Ende 2020 beschlossen werden dürfte“, sagt Simone Gündüz, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD in der Bezirksversammlung. Zu tief sitzt noch der Schock darüber, dass die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg 2018 die einzige Portalpraxis im Osten der Metropole am Reinbeker St. Adolf-Stift statt am Bethesda eingerichtet hat. Außerhalb der Öffnungszeiten der niedergelassenen Ärzte ist sie seither offizielle Anlaufstelle für deren Patienten.
Kooperation mit niedergelassenen Ärzten
Ein Integriertes Notfallzentrum würde diesen Service an 365 Tagen im Jahr und auch tagsüber bieten. „Wir haben großes Interesse, das an unserer Klinik aufzubauen. Gern in Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten“, sagt Bethesda-Prokurist Thomas Newe. „Es trägt der Entwicklung Rechnung, dass Patienten die klassische Trennung zwischen stationärer Behandlung in der Klinik und ambulanter außerhalb ohnehin nicht mehr befolgen.“
Gesundheitsbehörde gibt sich noch zurückhaltend
Ob das Bethesda Chancen hat, ließ Hamburgs Gesundheitsbehörde gestern offen. Erst müssten die konkreten gesetzlichen Regelungen zu Räumlichkeiten, Personal, Technik und Abrechnung abgewartet werden. Nach Informationen unserer Zeitung soll für die Integrierten Notfallpraxen ein neues Budget geschaffen werden, also weder Kliniken noch niedergelassene Mediziner auf Geld verzichten müssen. Im Großraum Hamburg wird es wohl 16 Notfallzentren geben. Sicher kann sich das Bethesda aber längst nicht sein: Der Gesetzentwurf legt fest, dass vorhandene Strukturen wie Portalpraxen in der Planung zu berücksichtigen sind.