Bergedorf. Die geschäftliche B-Lage hinterm Sachsentor soll durch Verkehrslenkung und Umbau attraktiver werden. Mehr Platz für Außengastronomie.

„Wir machen hier ganz sicher nicht auf Anhieb alles richtig“, räumte Lars Rosinski gestern gegenüber seinen Zuhörern ein. Der Leiter der Tiefbauabteilung erklärte den Geschäftsanliegern die genauen Einzelheiten der neuen Verkehrsführung, die von Montag an im Straßendreieck Chrysanderstraße, Bergedorfer Schlossstraße und Vinhagenweg gelten wird. „Es ist ein Projekt, das bis Oktober läuft, und es kann jederzeit nachgebessert werden.“

Von Chrysanderstraße erst die zweite links

Von Montag an biegen Autofahrer von der Chrysanderstraße nicht mehr nach links in die Bergedorfer Schlossstraße ein, denn diese Einbahnstraße verläuft dann von der Ecke Vinhagenweg an in entgegengesetzter Richtung. Auch der Vinhagenweg wird dann in Gegenrichtung befahren, sodass über ihn der Durchgangsverkehr von der Chrysanderstraße zur Bergedorfer Schlossstraße, dort rechts ab und weiter Richtung Kirche und Vierlandenstraße gelangt. Gleichzeitig wird auf dem östlichen Teil der Schlossstraße mit seiner neuen Fahrtrichtung die Fahrbahn von weit über sechs Metern auf 4,50 Meter Breite verengt.

Breiter Boulevard als Gastro- und Aktionsfläche

Der gewonnene Raum wird dem nördlichen Bürgersteig zugeteilt, der sich dank Aufpflasterung zu einem breiten Boulevard mausern soll, auf dem die beiden ansässigen Gastronomen mehr Raum für Außenplätze erhalten und der auch von den Geschäften als Aktionsfläche genutzt werden kann. Dafür bekommt dieser zusätzliche Streifen eine Aufpflasterung auf Bürgersteig-Niveau.

Weniger Durchgangsverkehr erhofft

Ziel der Umgestaltung ist allgemein eine höhere Aufenthaltsqualität in der Einkaufstraße hinterm Sachsentor und speziell eine erhoffte Reduzierung des Durchgangsverkehrs. Bergedorfs Lokalpolitiker hatten lange Zeit Varianten diskutiert und schließlich statt einer allgemeinen Verkehrsberuhigung diese Lösung bestimmt, die von den Verkehrsplanern in Abstimmung mit dem Verein Wirtschaft und Stadtmarketing für die Region Bergedorf (WSB) durchgeplant wurde.

13 Stellplätze verschwinden

Insgesamt 13 Stellplätze fallen dem Umbau zum Opfer. „Halb so schlimm“, findet Thilo Horne, Betreiber des Fitness-Studios „25 Minutes“ direkt an der neuen Flaniermeile. „Gleich nebenan ist doch ein Parkhaus, das ist niemals voll belegt. Viel wichtiger ist doch, dass der Durchgangsverkehr nachlässt und mehr Leute hier bummeln gehen.“ Karin Krenzin führt das Modegeschäft „La Cara“ an der Südseite der Bergedorfer Schlossstraße. „Darf ich denn auch die neue Aktionsfläche gegenüber mal nutzen?“ WSB-Geschäftsführer Marc Wilken und Tiefbauchef Rosinski nicken übereinstimmend.

Gastronomen schon in den Startlöchern

Torben Puttfarken, Chef des Kaffee-Lokals „Koffeinschmiede“, hat schon feste Vorstellungen von der Nutzung: „Ich richte da eine Lounge-Ecke mit 30 Sitzplätzen aus Europaletten und Polstern ein. Zum Anfang der Ferien geht es los.“ Gastro-Kollege Fatmir Salahi vom Restaurant „Santa Lucia“ hat schon Tische und Stühle gekauft, nur die Sonnenschirme fehlen noch: „Bei mir gibt es nun bald 32 Außenplätze, doppelt so viele wie bisher.“

Apotheker spricht von „Schwachsinn“

Deutlich in der Minderheit blieben gestern die kritischen Stimmen, etwa von Apotheker Marijan Kreth: „Das ist doch Schwachsinn, was ihr hier macht. Ausgerechnet zur Coronazeit, wo kaum einer Bus fahren mag, vernichtet ihr Parkplätze und verwirrt die Kundschaft mit Strecken im Zickzack.“