Bergedorf. Die Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP will an der Brücke den B5-Anschluss für Oberbillwerder bauen, bevor der neue Stadtteil entsteht.
Der ehrgeizige Zeitplan für Bergedorfs Zukunftsstadtteil Oberbillwerder ist abhängig von einer kleinen Brücke: Die Überführung des Ladenbeker Furtwegs über die B 5 muss zur vollwertigen Anschlussstelle ausgebaut sein, bevor zwei Kilometer südwestlich die Erschließung des 20.000-Einwohner-Stadtteils starten darf. So sehen es Bergedorfs Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP sowie ein entsprechender Beschluss der Bezirksversammlung vom März vor.
IBA plant Oberbillwerder unabhängig vom B5-Anschluss
Doch diese Verbindung scheint die städtische IBA Hamburg GmbH als Oberbillwerder-Projektentwickler nicht zu ziehen: Vor einer Woche erst legte IBA-Geschäftsführerin Karen Pein dem Stadtentwicklungsausschuss ihre aktuellen Pläne vor. Demnach sollen die Flächen 2022 hergerichtet werden. Wie bis dahin der B 5-Anschluss gebaut oder auch nur das erforderliche Herauslösen von rund einem Hektar Fläche aus dem angrenzenden Naturschutzgebiet Boberger Niederung erledigt sein soll, ließ sie offen.
Bezirksamt will erstmal nur die Brücke sanieren
Tatsächlich gehört beides nicht zu den Aufgaben, die der Senat der IBA mit dem „Masterplan Oberbillwerder“ übertragen hat. Gleichzeitig wird der Zusammenhang von Zukunftsstadtteil und Anschlussstelle aber auch vom Bezirksamt ignoriert, wie sich Montag im Verkehrsausschuss zeigte. Dort informierte die Tiefbauabteilung über das Verschieben der turnusmäßigen Instandsetzungsarbeiten der Brücke des Ladenbeker Furtwegs auf Sommer 2021. Details zum neuen Anschluss an gleicher Stelle blieb sie der Politik aber schuldig. In der zugehörigen Mitteilung heißt es nur: „Die Arbeiten haben keinen Einfluss auf die finale Umsetzung des verkehrlichen Anschlusses des neuen Stadtteils Oberbillwerder.“ Das wiederholte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung auch die IBA – und ergänzte: „Der Zeitplan unseres Projekts Oberbillwerder wird nicht beeinflusst.“
FDP fürchtet Verlust von Glaubwürdigkeit
Ganz so lapidar mag sich Bergedorfs FDP-Fraktionschefin Sonja Jacobsen nicht abspeisen lassen: „Für mich steht und fällt hier die Glaubwürdigkeit von Politik und Verwaltung. Die Bergedorfer müssen sehen, dass die Vollanbindung Oberbillwerders an die B 5 kommt, bevor es auf dem Baufeld des Stadtteils losgeht.“ Andernfalls hätten die Verzögerungen an der Anschlussstelle direkt aufschiebende Wirkung auf Bau und Bezugsfertigkeit von Oberbillwerder. Konkret müssten der Hochbaustart von 2025 und der für 2027 geplante Einzug der ersten Bewohner um Jahre nach hinten verschoben werden.
Auch weitere Straßenanbindungen schnell herstellen
Für die Liberalen sind leistungsfähige Straßenanbindungen des rot-grünen Prestigeprojekts Kern des im Januar unterschriebenen Bergedorfer Koalitionsvertrags. Darin werden auch für die Westanbindung Oberbillwerders zum Mittleren Landweg und den Durchstich durch den Bahndamm nach Neuallermöhe Zeiten festgeschrieben. So muss wenigstens eine dieser Straßen vor dem Bezug der Wohnungen fertiggestellt, die andere mindestens „erkennbar im Bau“ sein.
CDU erwartet vier Jahre Planungs- und Bauzeit
Sollte das vom Senat ignoriert werden, wäre zwar Oberbillwerder nicht gefährdet, aber die Bergedorf-Koalition dürfte das erste politische Opfer des Zukunftsstadtteils sein. „Ich bin gespannt, ob die FDP ihr Wort hält und die Koalition dann platzen lässt“, sagt Jörg Froh. Für den verkehrspolitischen Sprecher der CDU ist klar, dass der B 5-Anschluss frühestens in vier Jahren fertig wird. „So lange dauert ein solches Verfahren von der Planung bis zur Fertigstellung – und die ersten Entwürfe sollen uns erst im Oktober vorgestellt werden.“ Verwundert ist er über die rund 500.000 Euro teure Sanierung der vorhandenen Brücke: „Nach meiner Kenntnis passt sie in kein Anschlussstellen-Konzept.“