Bergedorf. Peter Burkert (52) kritisierte mangelnde Abstände in der Kaufland-Filiale und rief die Polizei. Die Folge: Hausverbot bis Ende August.

Dass er für seine Umsicht einmal ein Hausverbot kassieren würde, hätte Peter Burkert nicht gedacht – und ist maßlos enttäuscht. Was war passiert? Mit seiner Frau und dem Sohn (15) war er in der Bergedorfer Kaufland-Filiale einkaufen und wunderte sich über den offenbar sorglosen Umgang mit dem Coronavirus: „Da gab es Gedränge vor den Einkaufswagen, die zudem nicht desinfiziert wurden. Das war ein richtiges Corona-Kuscheln: Die Gänge waren überfüllt, kaum jemand achtete auf den gebotenen Abstand“, ärgerte sich der Mann aus Rothenburgsort – und sprach den Sicherheitsdienst an. „Aber anstatt etwas zu unternehmen, hat er meine Informationen einfach ignoriert und gegen mich ein Hausverbot ausgesprochen“, so Peter Burkert, der selbst bei einem Sicherheitsdienst arbeitet und sagt: „Ich habe gelernt, dass wir auch privat auf Straftaten achten müssen. Hier war eine fahrlässige Körperverletzung zu befürchten.“

So rief er kurzerhand die Polizei. Zwei Beamte hätten mit den Mitarbeitern am Info-Schalter gesprochen, „eine Stunde später kamen nochmal vier Polizisten und schauten nach“, hatte der 52-Jährige beobachtet. Aber eine Strafanzeige wollte er nicht stellen: „Gegen so einen großen Laden hat man doch kaum eine Chance. Ich dachte, dass Kaufland wenigstens eine hohe Geldstrafe zahlen muss, weil die Abstandsregeln nicht eingehalten wurden.“

Nach Beschwerde gibt es häufiger Durchsagen im Kaufland

Peter Burkert telefonierte mit der Geschäftsleitung und schrieb eine Beschwerde-Mail. Offenbar mit Erfolg. Denn inzwischen gibt es häufiger Durchsagen im Markt: „Bitte bleiben Sie nicht in den Gängen stehen und verteilen Sie sich“, heißt es etwa. Am Eingang weisen Schilder auf die Corona-Regeln hin, gibt es einen Desinfektionsspender – wenn die Einkaufswagen auch immer noch nicht nach jedem Gebrauch desinfiziert werden.

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Das könnte Peter Burkert, dessen Frau an Vorerkrankungen leidet (drei Schlaganfälle, ein Herzinfarkt), ein wenig beruhigen. Doch bei Kaufland darf er vorerst nicht mehr einkaufen: Am Freitag, eine Woche nach seiner Beschwerde, erreichte ihn eine Mail des Kundenmanagements: „Im Ergebnis konnten wir kein Fehlverhalten handelnder Personen innerhalb des Marktes feststellen.“ So werde das ausgesprochene Hausverbot bis Ende August festgelegt.

Der 52-Jährige ist enttäuscht: „Ich wollte doch bloß vor dem überfüllten Markt warnen, damit wir keine neue Welle der Epidemie erleben müssen.“