Bergedorf. Nach zehn Jahren bekommt der störungsanfällige Lift Verstärkung. Durch Busunfall zerstörte Rolltreppen bleiben noch Monate gesperrt.

Es gibt immerhin eine gute unter vielen schlechten Nachrichten für den Bergedorfer Bahnhof: Völlig überraschend kündigt die Bahn jetzt auf Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator an, schon im kommenden Jahr den zweiten Aufzug zum ZOB zu installierten. Damit wird es zwar zehn Jahre gedauert haben, den bisher einzigen und sehr störungsanfälligen Lift zu ergänzen. Aber eigentlich hatte die Bahn das erst für 2025 angekündigt.

Scharfe Kritik von Dennis Gladiator (CDU)

„Ich hatte das glatt überlesen“, gestand Gladiator gestern gegenüber unser Zeitung. Zu sehr regte er sich über den grundsätzlichen Tenor der Antworten auf seine zehn Fragen auf, die er über den Senat an die Bahn und den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gerichtet hatte. „Sie alle verstecken sich hinter fragwürdigen Statistiken“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete zu Werten, wonach der Lift in diesem Jahr bisher nur eine Ausfallquote von fünf Prozent hatte: „Bilden wir Bergedorfer uns denn nur ein, dass dieser und die anderen Lifte im Bahnhof eigentlich ständig stillstehen?“ Er wundere sich, dass der rot-grüne Senat diese Zahlen und andere Aussagen der Bahn kritiklos übernehme: „Ein Einsatz für die Belange der Bergedorfer sieht anders aus.“

Senat: ZOB und Bahnhof barrierefrei

Tatsächlich schreibt der Senat, dass Bahnhof wie ZOB barrierefrei seien, weil sie über einen Aufzug verfügten. Und: Die durch den Bus-Unfall vom 13. Mai zerstörten sowie laut Bahn „mindestens bis Frühjahr 2021“ defekten Rolltreppen, führten nicht zur Einschränkung der Barrierefreiheit. Vielmehr sind sie laut Senatsantwort lediglich „eine Komforteinrichtung“ als Alternative zur benachbarten Treppe. „Ich glaube nicht, dass Eltern mit Kinderwagen das genauso empfinden“, sagt Dennis Gladiator.

Neuer Aufzug wohl erst 2022 betriebsbereit

Dass die neuen Rolltreppen erst im nächsten Jahr eingebaut werden, begründet die Bahn damit, dass die gut 300.000 Euro teuren Konstruktionen jeweils Einzelanfertigungen seien und nicht im Lager vorrätig wären. Beim zweiten Lift gehe es nun dagegen schneller als geplant, weil seine Finanzierung vorgezogen werden konnte. Wie lange der Einbau im kommenden Jahr dauern werde, könne trotz bereits vorhandener Leitungen und schon 2011 angelegtem Aufzugschacht nicht vorhergesagt werden. Bisher geht die Bahn erst für 2022 von der Inbetriebnahme aus.

Bahn empfiehlt Behinderten App „DB Barrierefrei“

Auf die Nachfrage unser Zeitung, wie gehbehinderte Menschen und Eltern mit Kinderwagen bis dahin auf den ZOB oder von dort in den Bahnhof gelangen sollen, schrieb die Bahn am Freitag: „Die vorhandenen Aufzüge in Bergedorf sind grundsätzlich in Betrieb (aktuell auch heute). Sicher kann es vereinzelt zu Störungen kommen. Dann erfolgt jedoch die Entstörung durch einen Dienstleister.“ Zudem wird allen Fahrgästen die Nutzung der Apps „Bahnhof Live“ und „DB Barrierefrei“ empfohlen: „Sie zeigen die Verfügbarkeit von Aufzügen in allen Stationen an und wurden teils speziell für die Bedürfnisse von Reisenden mit körperlichen Beeinträchtigungen entwickelt.“