Bergedorf. Welche Verantwortung die Busfahrerin trägt, ist noch unklar. Politik nutzt Rolltreppen-Defekt, um zweiten Aufzug mit Nachdruck zu fordern.
Der dramatische Busunfall vom 13. Mai auf dem Bergedorfer ZOB ist offenbar nicht auf einen Schaden am Bus zurückzuführen. „Nach den bisherigen Erkenntnissen liegen keine Anhaltspunkte für einen technischen Defekt vor“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth auf Anfrage. Die weiteren Ermittlungen zur Unfallursache würden aber noch andauern. Zu den Ergebnissen der inzwischen ausgewerteten Blutprobe der Busfahrerin äußert sich die Polizei hingegen nicht.
VHH warnt vor Vorverurteilung der Fahrerin
Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) kennen den vorläufigen Ermittlungsstand, aber nicht das Gutachten selbst. VHH-Sprecherin Anja Giercke warnt deshalb vor einer Vorverurteilung der Fahrerin: „Dass es kein technisches Versagen gibt, heißt nicht im Umkehrschluss, dass es ein Fehlverhalten der Busfahrerin war.“ Darauf gebe es keine Hinweise.
Mitarbeiterin ist noch krankgeschrieben
Die immer noch krankgeschriebene Fahrerin selbst erhalte derzeit alle notwendige Unterstützung ihres Arbeitgebers, rechtlich und auch psychologisch. Sobald es weitere Erkenntnisse im Laufe der Ermittlungen gebe, werde die VHH das aber auch kommunizieren. „Dann werden wir die Situation bewerten.“
Rolltreppen bis Jahresende gesperrt
Derweil bleiben die beim Unfall demolierten Rolltreppen zum ZOB nun langfristig gesperrt – wohl sogar bis Jahresende. Wie berichtet, dauert es so lang, weil es sich um Sonderanfertigungen handelt. Für Menschen mit Behinderung oder Eltern mit Kinderwagen ist das ein Drama. Sie gelangen jetzt nur mit Glück zum ZOB hinauf oder von dort hinunter in die Bahnhofshalle und weiter nach Bergedorf oder Lohbrügge. Es gibt nur einen einzigen Aufzug – und der war zuletzt oft langfristig ausgefallen. Dabei existieren im 2011 eröffneten Komplex Schächte für zwei Aufzüge.
„Das wirkt wie aus der Zeit gefallen“
„Hamburg investiert Millionen in die Attraktivitätssteigerung von Bus und Bahn. Aber Bergedorf bietet in seinem wichtigsten Bahnhof nicht mal einen gesichert barrierefreien Übergang zwischen diesen beiden Verkehrsmitteln. Das wirkt wie aus der Zeit gefallen“, ärgerte sich Maria Westberg (Linke) in der Debatte der Bezirksversammlung zu den Konsequenzen des Busunfalls. Alle Fraktionen waren sich einig, die defekten Rolltreppen jetzt zu nutzen, um politisch Druck zur nachhaltigen Verbesserung der Technik im Bahnhof zu machen.
Zweiter Aufzug in vier Monaten möglich
„Nach unseren Recherchen beim Aufzug-Hersteller, würde er den zusätzlichen Lift zum ZOB in nur vier Monaten einbauen können. Die Leitungen liegen schon und es braucht keine gesonderte Ausschreibung, weil die Bahn Rahmenverträge mit dem Hersteller hat“, wollte Jörg Froh (CDU) „die Bahn jetzt ultimativ auffordern, sofort den zweiten Aufzug einzubauen“.
Bergedorf-Koalition bleibt zurückhaltend
Ganz so forsch mochte die Bergedorf-Koalition aus SPD, Grünen und FDP denn aber doch nicht vorpreschen. In ihrem letztlich verabschiedeten Antrag wird das Bezirksamt nur beauftragt, bei der Bahn zu fordern, „die Reparaturmaßnahmen am ZOB für eine deutliche Verbesserung der Zugangssituation zu nutzen“. Zudem solle geprüft werden, ob die Rolltreppe durch ein „barrierefreies Laufband ohne Stufen“ ersetzt werden kann – und „ob die Installation des zweiten Lifts wirtschaftlich abbildbar ist“.