Bergedorf. Der Streit um die Farbgebung mit dem Denkmalschutzamt ist beendet und die Schäden sind mit Monaten Verspätung auch endlich beseitigt.
Der Rost ist weg, die Farbe frisch – und er ist bunt geblieben. Die Nachbesserung der Sanierung des historischen Sievers-Brunnens am Kaiser-Wilhelm-Platz, zwischen Sachsentor und Schlosspark, ist endlich abgeschlossen. Und damit dürfte auch der Streit mit den Denkmalschützern um die Farbgebung des gusseisernen Brunnens von 1888 Geschichte sein.
Pfusch bei Entrostung im Jahr 2019
Rückblick: Erst 2019 war der prägnante Brunnen für 25.000 Euro entrostet und frisch gestrichen worden. Doch die vom Bezirksamt beauftragte „Fachfirma“ hatte offenbar gepfuscht. Schon nach wenigen Monaten kam überall wieder massiv Rost durch. Die Firma sollte nachbessern. Doch meldeten sich nun Denkmalschützer der Hamburger Kulturbehörde und forderten eine „einfarbige Gestaltung“, so wie historische Schwarz-Weiß-Bilder den Ursprungszustand zeigten. Unsere Zeitung fragte die Bergedorfer, und der Protest war groß.
Malermeister Sartig machte Brunnen in den 80er-Jahren bunt
Auch Malermeister Manfred Sartig (80) meldete sich zu Wort. Er hatte in den 1980er-Jahren den Brunnen mit einer feinen Metalllasur farbig umgestaltet: „Erst dadurch wurde er zum Bergedorfer Kleinod und Wahrzeichen.“ Schließlich lenkten die Denkmalschützer ein, überließen dem Bezirksamt die Entscheidung über die Farbgestaltung.
Ist der Brunnen jetzt zu bunt?
Die Fotos zeigen das Ergebnis. Der Brunnen ist bunt – manchen ist er zu bunt. Denn statt metallisch schimmernder, halbdurchsichtiger Lasur macht der Lack einen eher deckenden Eindruck. Hauptsache der Rost ist weg. Was wurde diesmal anders gemacht beim Anstrich? Bezirksamtssprecher Dr. Sebastian Kloth gibt sich einsilbig: „Die Firma hat die Farbe ordnungsgemäß aufgetragen. Es handelt sich um einen Regress.“
Eigentlich sollt schon zu Ostern wieder Wasser fließen
Das hat gedauert. Seit dem 9. März war der Brunnen mit einem Zelt eingehaust. Eigentlich sollte Ostern schon wieder Wasser fließen. Doch dann kam offenbar Corona dem alleine im Zelt arbeitenden Maler in die Quere. Amtssprecher Kloth: „Sie wissen ja, dass wir momentan nicht in einer normalen Situation leben. Da kann es durchaus mal zu anderen zeitlichen Intervallen kommen.“ Wichtig sei, dass die Bergedorfer den Brunnen nun wieder genießen könnten.
Neue Farbe muss noch aushärten
Zur Zeit allerdings nur durch eine Metallabsperrung hindurch. Denn die Farbe müsse erst noch aushärten, ehe dann zu Pfingsten wieder Wasser sprudeln soll.
Reaktionen der Bergedorfer sehr unterschiedlich
Die ersten Reaktionen auf die Umsetzung sind indes unterschiedlich: „Sehr gelungen“, findet Rosi Horst. „Er ist ein echtes Bergedorfer Wahrzeichen“, sagt Nils Villwock. „Oh Gott! Wer hat das verbockt, förmlich versaut“, meint dagegen Joachim Weiß.
„Die Feingliedrigkeit wurde übermalt“
Auch Manfred Sartig ist nicht wirklich zufrieden: „Für mich als ausgebildeten Malermeister ist die Ausführung dilettantisch. Die goldfarbenen Putten sind protzig. Die Objekte haben durch den dichten Lack keine Struktur mehr, wirken leblos. Die Feingliedrigkeit wurde übermalt.“ Immerhin: Der Brunnen habe jetzt eine angemessene Fernwirkung: „Mit Abstand geht’s“. So ist die Farbentscheidung zwar gefallen, die Kontroverse über das passende Erscheinungsbild aber dauert an. Manuela Wolter bringt es auf den Punkt: „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ – und ist auch eine Frage des Zeitgeistes.