Bergedorf. Am Serrahn sackt die Terrasse eines Gastronomiebetriebs ab. Wer ist für die Sanierung zuständig?
Anfang 2009 ersteigerte die Bergedorfer Geschäftsfrau Heike von Heymann für 1,21 Millionen Euro das 1888 errichtete Wohn- und Geschäftshaus an der Alten Holstenstraße 64 – mit der angrenzendes Brasserie zum Hafenbecken. Inzwischen kommt ihr die Sache reichlich schräg vor: „Die Terrasse der Gastronomie sackt deutlich ab, jedes Jahr stehen die Kaffeetassen ein bisschen schiefer auf den Tischen.“ Was tun?
Zunächst ist Ursachenforschung geboten, so von Heymann: „Ich gehe davon aus, dass die Ecke der Terrasse, an der sich das Wasser des Wehrs bricht und verwirbelt, beim Bauzeitpunkt durch vorgelagerte Granitblöcke geschützt war. Diese Steine gehörten der Stadt Hamburg und sind offensichtlich im Laufe der Zeit weggespült worden.“
Sie habe sich bereits vor zwei Jahren an das Bezirksamt gewandt: „Die haben Taucher geschickt, um zu sehen, ob es da eine Unterspülung gibt. Aber es wurde keine Höhle entdeckt“, so die Eigentümerin, die schlichtweg vermutet, dass das Wasser „einfach nach und nach die Erde abträgt“. Wer ist dafür verantwortlich? Die Situation ist ungeklärt.
„Das Bezirksamt muss mir sagen, was ich tun soll“
„Die Ecke gehört mir, aber das Wasser der Verwaltung. Die muss das absichern“, meint Heike von Heymann, die sich mit Bausachverständigen und einem Anwalt beraten hat: „Ich kann doch nicht einfach so in den Hafen der Stadt springen und irgendetwas installieren. Das Bezirksamt muss mir sagen, was ich tun soll.“
Die Verwaltung bleibt gelassen: „Die Mauer zum Wasser gehört auch Frau von Heymann“, entgegnet Bergedorfs Tiefbauchef Joachim Bruschke, der sich „statt böser Briefe mal ein vernünftiges Gespräch“ wünsche: „Wenn sie da am Wasser arbeiten wollte, bräuchte sie eine Genehmigung. Und es müsste geklärt werden, wer den Bagger überhaupt bezahlt.“
Und so werde die Angelegenheit derzeit vom Bergedorfer Rechtsamt bearbeitet. Die abschließende Prüfung indes dauere noch ein Weilchen, so Bruschke: „Da muss man erstmal die alte Baugenehmigung einsehen und das Wasserhaushaltsrecht.“ Eile sei nicht angesagt: „Es ist nicht so schlimm, wie es vielleicht aussieht.“
Dabei wäre jetzt doch eine optimale Zeit für solche Arbeiten, befindet die Eigentümerin: Nicht nur, dass das zweigeschossige Restaurant bis Ende Mai wegen der Epidemie geschlossen hat, sondern auch wegen Renovierungsarbeiten nach einem Rohrbruch.
Im Sommer will das Betreiber-Ehepaar Mortaza und Andrea-Marie Naseri das „Berger’s“ wieder öffnen: „Wir sorgen uns aber, dass wir die Terrasse irgendwann sperren müssen. Auf Facebook kursieren schon Fotos mit dem Kommentar, man möge sich lieber nicht mehr hier auf die Ecke setzen.“
„Warum lassen die hier alles vergammeln?“
Gruselig sei aber vor allem, „dass sich niemand verantwortlich für eine Entscheidung fühlt und wir die Leidtragenden sind“, so die Pächter – und wundern sich: „Auf der anderen Seite des Wehrs drohte die Mauer auch abzubrechen. Da hat die Stadt das gefestigt.“ Und überhaupt: „Warum lassen die hier alles vergammeln, während es drüben am Kupferhof sogar Geld für eine neue Terrasse gab?“