Boberg. Viele Menschen lockt derzeit ein Spaziergang durch die Boberger Dünen. Doch abseits der Wanderwege ist das nicht erlaubt.

Die Spielplätze? Geschlossen. Ein Radausflug in den nahe gelegenen Sachsenwald oder gar ein Abstecher an die Ostsee? Verboten und tabu. Immer mehr Hamburger – vor allem Eltern mit Kindern – zieht es deshalb in die Weite des Naturschutzgebietes Boberger Niederung mit seinen sanften Sanddünen.

Doch nun schlagen die Mitarbeiter des Dünenhauses der Loki Schmidt Stiftung Alarm. Denn es ist zu voll im Naturschutzgebiet – viel zu voll für die empfindliche Natur. Wahre Menschenmassen würden durch das Gebiet wandern, sagt Karen Elvers vom Dünenhaus: „Manchmal ist es so voll wie auf der Mönckeberg­straße.“ Das Hauptproblem dabei: „Aus Unwissenheit halten sich viele Besucher nicht an die Regeln und verlassen die Wege.“

Naturschützer schildern dramatische Situationen

Sie schildert teilweise dramatische Situationen. So habe das Dünenhaus gerade erst neue Teiche für die in Hamburg nahezu ausgestorbene Kreuzkröte angelegt – wichtige Laichgewässer, an denen nun Menschen sitzen und ihre Kinder im Sand buddeln lassen.

Der Sand ist nicht nur der Lebensraum der Kreuzkröte, sondern auch vieler anderer Arten wie der Sandbiene oder des Ameisenlöwen. „Die Sandbienen beispielsweise bauen Röhren in den Sand, in denen sie ihre Eier legen wollen.“ Allerdings nicht, wenn Menschen dort ihre Picknickdecken ausbreiten.

Auch andere Tiere fühlen sich gestört, wenn Besucher durch ihren Lebensraum stapfen. „Bodenbrüter geben ihre Nester auf, wenn sie aufgescheucht werden“, sagt Karen Elvers. Ehrenamtliche des Dünenhauses­ opfern derzeit ihre Freizeit, um den Schaden zu begrenzen: „Wir laufen jeweils zu zweit vormittags vier Stunden und nachmittags vier Stunden, um zu kontrollieren“, so Karen Elvers. Allerdings: „Wir klären die Menschen auf, und die meisten sind auch sehr nett – aber wenn wir uns umdrehen, sitzen da schon neue Leute.“

Menschen müssten wissen, dass Regeln gelten

Vertreiben wollen die Dünenhaus-Mitarbeiter eigentlich niemanden, denn gerade in Coronazeiten seien ein Spaziergang und Erholung im Naturschutzgebiet wichtig und auch willkommen, betont Karen Elvers. Doch die Menschen müssten wissen, dass Regeln gelten. Hunde müssen an der Leine bleiben, Müll muss selbstverständlich mitgenommen werden – und vor allem dürfen die Wege nicht verlassen werden.

„Das ist manchmal nicht leicht zu erkennen“, räumt Karen Elvers sein. Denn gerade in den Sanddünen und im Trockenrasen entstehen schnell Trampelpfade. Die Stadt Hamburg hat bereits schnelle Hilfe angekündigt: Ab Dienstag sollen, wo es möglich ist, jenseits der Wege kleine Zäune errichtet werden. „Wir wollen doch alle, dass es auch nach Corona noch eine schöne und heile Natur in Boberg gibt“, sagt Karen Elvers.