Bergedorf. Projekt samt Pflege kostet rund 50.000 Euro. Revierförster Tim Laumanns rät, auf exotische Baumarten umzustellen. Die Gründe.
Noch immer sieht es an einigen Stellen traurig aus im Bergedorfer Gehölz: Als im Oktober 2018 der große Sturm durchfegte, „haben wir in nur 20 Minuten gut 1000 Kubikmeter Holz verloren“, sagt Revierförster Tim Laumanns. Das entspricht rechnerisch 1000 Bäumen von zehn Metern Höhe und gut 30 Zentimetern Stammdurchmesser. Tatsächlich fielen damals im Gehölz aber auch zahlreiche über 100 Jahre alte Baumriesen.
Jetzt aber geht es ans Wiederaufforsten: In nur einer Woche haben vier Waldarbeiter 6000 neue Bäume gepflanzt und nach dem Baggerkratzverfahren in ordentliche Streifen gesetzt. Auf sieben Flächen (zwei davon in Großensee), die insgesamt 1,4 Hektar messen, finden sich nun Esskastanien, Vogelkirschen, Roteichen und Douglasien hinter 1,85 Meter hohen Zäunen: „Die Knospen sind sowas wie Rehwild-Schokolade. Daher können wir die Zäune erst in fünf Jahren wieder abbauen“, erklärt der 53-Jährige den derzeit vielen Waldbesuchern – und fügt hinzu, dass das Projekt samt Pflege immerhin 50.000 Euro kostet.
Esskastanie ist bei Eichhörnchen und Wild sehr beliebt
Je zwei Flächen hinter dem Doktorberg und der Wentorfer Marienburg sowie eine hinter dem Hotel Jungclaus an der Hamburger Landstraße sind nun für den „Wald-Umbau“ vorgesehen. Der Buche, die immerhin mehr als die Hälfte des Bergedorfer Gehölzes prägt, gibt der Revierleiter in den nächsten 50 Jahren nur noch wenig Chancen: „Bei 1,80 Metern Tiefe haben wir Probleme mit dem Wassersättigungsgrad. Auch wenn die Trockenheit im Bergedorfer Gehölz mit seinem lehmigen Boden heute noch nicht kritisch ist, sollten wir auf vermeintlich exotische Baumarten umstellen, die gezeigt haben, dass sie mit einem Klimawandel gut klarkommen.“
Und so ist seine Auswahl nicht zufällig: Durch die Römer ist die Esskastanie aus südlichen Ländern nach Deutschland gekommen und bei Eichhörnchen und Wild sehr beliebt, viele Vögel genießen die Früchte der weiß blühende Vogelkirsche. Die Roteiche möge künftig „ihr feuerrotes Laub in den Wald zaubern“, so Laumanns. Und die aus Nordamerika stammende Douglasie ist ein fest verwurzelter Nadelbaum, der auch als Bollwerk gegen Stürme dient. „Das alles werden hoffentlich unsere Ur-Enkel zu schätzen wissen“, so der Förster – und blickt zugleich zurück: „Auf eine 300 Jahre alte Furnier-Eiche kann ich ja nicht stolz sein. Heute verdienen wir daran, was unsere Ur-Opas vernünftig gepflegt haben.“
An der Hunde-Freilaufzone wurden Blüh-Wiesen gesät
Kinder indes haben heute schon viel Spaß im Bergedorfer Gehölz - so zeigt es sich jedenfalls mit Blick auf viele kleine Baumhütten. Eine große steht sogar hinter dem Luisen-Gymnasium, „fein säuberlich geflochten wie ein afrikanischer Rundbau“, lobt der Förster. Er drückt mal ein Auge zu – wenn denn kein Müll hinterlassen wird.
Eine weitere Neuerung können Spaziergänger derzeit noch kaum entdecken: An der Hunde-Freilaufzone hinter dem Bethesda-Krankenhaus und im Wald (in Höhe „Zur Alten 16“) wurden Blüh-Wiesen gesät. Auf 3000 Quadratmetern investierte das Forstamt 1200 Euro in mehrjähriges Saatgut. Spätestens 2021 soll es hier bunt werden dank 60 unterschiedlicher Gräser und verschiedener 80 Blühpflanzen. Schön klingen ihre Namen schon jetzt: Kuckuckslichtnelke, Wilde Möhre, Ackerwitwenblume oder auch Wiesen-Bocksbart.