Bergedorf. Über den „Komiker im Fummel“ werden sich die Bergedorfer amüsieren, wenn Olaf Krüger alias Elke Winter auf die Bühne kommt – und gern lästert.
Da geht noch was, die Bergedorfer sind locker drauf: Nachdem Kabarettist Kay Ray bei vollen Haus am Gräpelweg erwartet wurde, darf es jetzt noch „schräger, peppiger und bunter“ werden, meint Peter Offergeld vom Gastspielmanagement und kündigt für Sonnabend, 21. März, die Travestieshow „Häppchenplatte des Lebens“ mit Elke Winter an: „Das ist beste Transenkunst. Die kann sogar richtig singen und nimmt sich nicht so ernst.“
Manche mögen gern „klöppeln“
Jedes Schnittchen ist genussvoll mit Lust, Liebe und Leidenschaft belegt, auch mal mit Popsongs oder absurden Lebensweisheiten der „singenden Matratze von St. Pauli – wie Corny Littmann einst den Travestiestar nannte, der vor dem Schmidts Tivoli längst das schlüpfrige Pulverfass auf der Reeperbahn erobert hatte. Richtig lecker wird es, wenn das Publikum sich auf den Humor einlassen kann, auch mal unter der Gürtellinie: „Spontane Stand-up-Kunst macht mir Spaß. Dann frage ich die Leute, wie sie ihren Sex nennen und lache mich schlapp, wenn sie Worte wie Klöppeln oder Knöpern rufen“, sagt Elke Winter.
Nachbarn im Zeugenschutzprogramm
Dass der „Komiker im Fummel“ im wahren Leben Olaf Krüger heißt, einen Dreitage-Bart trägt und derzeit kurze Stoppelhaare hat, ahnt niemand, wenn er nach einer guten Stunde aus der Maske kommt: „Nach der Show sehe ich dann wieder männlich aus, denn im Ernst: Wer kann schon ewig auf Stöckelschuhen herumeiern? Am liebsten trage ich Baggypants, T-Shirt und Turnschuhe“, sagt der Künstler, der mit seinem Ehemann in einem beschaulichen Vorort wohnt: „Das ist im Kreis Pinneberg und unsere Nachbarn sind im Zeugenschutzprogramm. Äh, darf man sowas überhaupt in Bergedorf sagen?“, fragt er verschmitzt.
Vorbild Madonna
Und weiß doch um die Doppeldeutigkeit von Sein und Herkunft: Wer in einem niedersächsischen 2000-Seelen-Kaff als „Matrosentochter“ aufwächst, träumt notwendigerweise nachts von Madonna. Sie war schon das große Vorbild bei Krügers erster weiblichen Rolle: Mit 14 reichten auf der Schulbühne noch ein altmodischer Badeanzug und eine Perücke. „Na ja, heute könnte ich mich auch nur noch bedingt bauchfrei zeigen. Und Madonna sollte auch nicht mehr als Aerobic-Oma über die Bühne hüpfen“, meint der Künstler, der zunächst eine Lehre zum Speditionskaufmann absolvierte, bevor er die „Pipi Langstrumpf der Travestie“ wurde.
Bei Rechtsruck hört der Spaß auf
Wo wir gerade beim Thema bauchfrei hüpfen sind: Gibt es bei allem Humor vielleicht irgendwo auch noch eine ernstzunehmende Schmerzgrenze? „Ohne Frage. Wenn es zu rechtslastig wird. Aber Witze über Rollifahrer, Blinde oder Juden gehen immer, die wollen ja kein Mitleid. Und die erzählen mir selbst ihre schlimmsten Witze, die kann ich gar nicht auf der Bühne bringen“, meint Olaf Krüger. Und ergänzt: „Integration kann nur funktionieren, wenn man über manche Sachen gemeinsam lachen kann.“
Von wegen Integration: Was hält er denn wohl von Bergedorf? „Ups, da bin ich mal durchgefahren und erinnere die uralte Radiowerbung vom City-Center. Aber jetzt echt: Ich freu’ mich drauf!“
Wer das bezeugen will, kommt also am 21. März um 20 Uhr ins Theater Haus im Park. Die Karten kosten zwischen 17 und 33 Euro.