Bergedorf. Das Institut für Holzforschung berät die große Bundespolitik – und hat nun einen neuen Chef. Der will „Ansprechpartner“ sein.

Das parkähnliche Gelände hinter der Schranke und dem Pförtnerhäuschen strahlt stets eine gewisse Gelassenheit und Ruhe aus. So sehr kann ein Eindruck täuschen: Denn hier an der Leuschnerstraße 91, am Lohbrügger Standort des Thünen-Instituts, werden oft unter Hochdruck bedeutende und hochpolitische Fragen der Zukunft verhandelt. Wie lässt sich Holz effizient nutzen? Welche Produkte können mit Holz verbessert werden, wo kann es Plastik ersetzen? Und welche Wirkung hat das alles aufs Klima? Diese und viele weitere Themen werden in den einzelnen Bereichen erforscht – und das nun unter neuer Leitung: Professor Andreas Krause (45) wurde am Freitag zum neuen Leiter des Thünen-Instituts für Holzforschung ernannt. Er löst Dr. Johannes Welling (65) ab.

Es geht auch um den Verbraucherschutz

Das Institut für Holzforschung (60 Mitarbeiter) ist eines von zwei Thünen-Fachinstituten am Standort Lohbrügge (siehe unten) und deckt verschiedene Aufgabenbereiche ab. Es geht um die Eigenschaften von Holz, seinen Wert als Roh- und Werkstoff, die Klimawirkung sowie den Verbraucherschutz. Somit also um viele Themen, die aktuell im Klimaschutz eine Rolle spielen. Konsequenz: „Vieles von dem, was wir hier erforschen, ist Arbeitsgrundlage im Bundestag“, stellt Krause fest. Auch bei der UN-Klimakonferenz in Madrid waren die Lohbrügger dabei.

Die Holzforscher positionieren sich zu einigen Themen ganz klar. Etwa, was das – maßvolle – Fällen von Bäumen und das Verarbeiten von Holz angeht. „Bäume binden CO2“, stellt Krause fest. Werden ältere Bäume gefällt und beispielsweise in einem Dachstuhl verarbeitet, so sei das klimaschädliche CO2 für mindestens 60 Jahre weiterhin sicher im Holz gebunden. Anders, als wenn der alte Baum im Wald verfault und das Kohlenstoffdioxid freisetzen würde. Zudem binden neu gepflanzte, junge Bäume extrem viel CO2.

Holzausdünstungen sind „unkritisch“

Debatten toben dennoch darüber – und um weitere Fragen wie die, ob Holz in Innenräumen schädliche Stoffe freisetzt. Eine Diskussion, an der Hersteller anderer Baustoffe wie Beton ein Interesse haben, weiß Andreas Krause. Dass Holz organische Stoffe ausdünstet halten die Holzforscher hingegen für „im Wesentlichen unkritisch“.

Ministerien und NGOs sind es hauptsächlich, die sich für Expertisen an die Lohbrügger Forscher wenden. Es geht um Grundlagen für politische Weichenstellungen. Aber: „Wir bekommen auch viele Anfragen von Privatmenschen“, stellt Krause fest. Und auch das Bezirksamt Bergedorf suchte bereits Hilfe bei den Holzforschern.

Das freut Andreas Krause, der schon länger in Lohbrügge wohnt und am Standort Leuschnerstraße arbeitet – allerdings für die Holzforschung der Uni, die hier auch ihren Sitz hat. Sein oberstes Ziel als neuer Leiter des Thünen-Fachinstituts: „Wir wollen Ansprechpartner sein.“

Das Thünen-Institut in Lohbrügge:

Das Johann Heinrich von Thünen-Institut gehört zum Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, in dessen Auftrag es forscht und Expertisen erstellt. Es gibt verschiedene Fachinstitute
bundesweit für die Gebiete Felder, Wälder und Meere.

An der Leuschnerstraße in Lohbrügge sitzen zwei Fachinstitute: die „Holzforschung“ und die „Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie“.

Zudem hat an der Leuschnerstraße das „Institut für Holzwissenschaften“ seinen Sitz, das zur Universität Hamburg gehört. Es kooperiert eng mit der Thünen-Holzforschung, ist aber durch seine Anbindung an die Uni und somit an die Stadt Hamburg auf Länderebene organisiert.