Boberg. Der neue Chefarzt Prof. Dr. Christoph Skudlik rechnet mit einem weiteren Anstieg berufsbedingter Hautkrankheiten.

Einen Helm haben fast alle auf dem Kopf. Ein langärmeliges Shirt aber, oder eine Kappe, die den Nacken vor der Sonne schützt, tragen die wenigsten Bauarbeiter. So erstaunt es nicht, dass Hautkrebs längst zu den häufigsten Berufskrankheiten zählt. Nun hat es sich auch der neue Chefarzt der Dermatologie (iDerm) im Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Boberg zum Ziel gesetzt, für Hautschutz zu werben. Die Zahl der Patienten, die eine Hautkrankheit berufsbedingt erwerben und deshalb Anspruch auf eine Behandlung an den zuständigen BG-Kliniken haben, wird Anfang 2021 durch eine Gesetzesänderung noch weiter zunehmen, sagt Prof. Christoph Skudlik.

„Viel mehr berufliche Hauterkrankungen werden dann anerkannt“, sagt der 52-Jährige – neuer Chef des iDerm im BG Klinikum sowie am Hauptsitz in Osnabrück. „Wir erwarten einen Anstieg um das 20-fache.“ Umso wichtiger, allen Menschen, die im Freien arbeiten, die gestiegenen Gefahren erneut zu verdeutlichen: Hautschutz ist unerlässlich – denn weißer und vor allem schwarzer Hautkrebs können schlimmstenfalls tödlich enden.

Siesta mittags kann Hautkrebs vorbeugen

Messungen hätten gezeigt, so Skudlik, dass Menschen in Nord- und Südeuropa bei Arbeiten im Freien durchaus ähnlichen Risiken ausgesetzt sind: Weil die Menschen im sonnigen Süden eine lange Mittagssiesta halten, entgehen sie den meisten schädlichen UV-Strahlen, die hauptsächlich zwischen 11 und 15 Uhr auf die Erde treffen.

Etwa 10.000 berufsbedingte Hautkrebs-Verdachtsfälle gibt es laut Skudlik deutschlandweit jährlich. Prävention nimmt deshalb eine wichtige Rolle ein. Im UK Boberg können Patienten mit schweren berufsbedingten Hauterkrankungen oder Allergien an Präventions- und Rehaprogrammen teilnehmen. Sie werden üblicherweise von niedergelassenen Hautärzten dorthin verwiesen. In der BG-Klinik liegt der Schwerpunkt darauf, die Patienten wieder in den Beruf zu bringen. Deshalb geht die Behandlung in einigen Bereichen über das hinaus, was niedergelassene Hautärzte über die Krankenversicherungen anbieten können. Etwa komplexe Tests, um die Ursache einer bestimmten Allergie abzuklären. Der BG-Grundsatz laute Heilen „mit allen geeigneten Mitteln“, betont der neue Chefarzt, der einst in Essen studierte, aber bereits seit einigen Jahren am iDerm arbeitet und nun die Nachfolge von Swen Malte John als Chefarzt antrat.

Arbeitgeber sind in der Pflicht

Berufsbedingter Hautkrebs kann alle Menschen treffen, die im Freien arbeiten – vom Straßenbauer, über Erntehelfer oder Landwirt bis zum Dachdecker. Laut Skudlik sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht. UV-Schutz sei vorgeschrieben. „Sinnvoll wäre es, wenn Außen-Arbeitsstellen überdacht wären.“ Bauarbeiter müssten zudem Kleidung tragen, die etwa auch den Nacken und die Arme bedeckt.

Für manch Bauarbeiter bedeutet das umzudenken: Gerade an heißen Tagen ist die Versuchung groß, mit freiem Oberkörper zu arbeiten. Doch Skudlik – Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Ernährungsmedizin – warnt vor fehlendem Sonnenschutz: „Das ist wie in den 60er-Jahren, wie Autofahren ohne Anschnallgurt.“