Neuallermöhe. Vom regelmäßigen Verzehr der Fische aus Neuallermöhes Fleeten wird abgeraten. Angelerverein ist verunsichert.
Werner Kleint ist verunsichert: „Wie sollen wir Angler reagieren, wenn die Umweltbehörde eine ,Verzehrempfehlung’ herausgibt, wonach Fische aus den Neuallermöher Fleeten ,nur begrenzt für einen dauerhaften Konsum geeignet’ sind?“
Mehrere Karpfen, Hechte und ein Aal untersucht
Mit diesen Worten ist der Vorsitzende der Anglergemeinschaft Bergedorf-West am Montag darüber informiert worden, dass Untersuchungen der Gesundheitsbehörde 22 Mikrogramm des krebserregenden Stoffs Vinylchlorid je Kilogramm Fisch nachgewiesen haben. Mehrere Karpfen, Hechte und ein Aal waren im November von Experten im Bereich des Grachtenteichs gefangen und ihr Fleisch über Wochen von der Gesundheitsbehörde analysiert worden.
Gift stammt aus der Maschinenproduktion der Hauni
Hintergrund: In den Fleeten waren damals Spuren des Giftes festgestellt worden, das aus dem Grundwasser stammt. Dabei handelt es sich um Rückstände von Entfettungsmitteln, die bis in die 1980er-Jahre von der Maschinenindustrie verwendet wurden und durch den Beton der Entfettungsbäder unkontrolliert ins Grundwasser gesickert sind. Als Verursacher der Neuallermöher Verunreinigung steht der Zigarettenmaschinen-Produzent Hauni an der Kurt-A.-Körber-Chaussee fest, der die Giftfahne bereits seit 1998 in Zusammenarbeit mit der Umweltbehörde bekämpft.
Gifteintrag dauert wohl noch 20 Jahre
Dass die Giftfracht jetzt in die Fleete strömt, gilt für Experten als unvermeidlich, tritt dort doch der betroffene Grundwasserleiter aus Bergedorf an die Oberfläche. Auch wenn die Konzentration des Vinylchlorids durch die Maßnahmen der Hauni bereits reduziert werden konnte, so schätzt die Umweltbehörde, dass der Eintrag in die Fleete wohl erst in 20 Jahren beendet ist – trotz eines nun vorgesehenen zusätzlichen mikrobiologischen Schadstoffabbaus, der im Frühjahr in einem neuen Brunnen am Nettelnburger Landweg im Grundwasser gestartet wird.
Behörde: „Maximal 8 Fischportionen pro Jahr“
Mit Blick auf den Verzehr der Fische aus den Fleeten empfiehlt die Umweltbehörde allen Anglern, „maximal 8 Fischportionen zu 200 Gramm pro Jahr“ zu essen. Wer allerdings in den vergangenen Jahren 300 Gramm pro Woche aß, sollte besser ganz aus auf Fisch aus den Fleeten verzichten: „Das Risiko für die Krebsentwicklung hängt von der Dosis ab“, so die Behörde.
Anglergemeinschaft fürchtet Haftungsfragen
Werner Kleint ist das unheimlich. Er hat das offizielle Schreiben gestern auf die Homepage der Anglergemeinschaft gesetzt: „Wir haben die Fleete seit Jahren als Angelgewässer gepachtet. Ich möchte nicht, dass wir im Fall einer Erkrankung eines Mitglieds wegen unterlassener Information noch in die Haftung kommen.“