Bergedorf. Erst das Bergrecht, jetzt ein Biotop: Das Projekt „neuer Recyclinghof“ der Stadtreinigung kommt einfach nicht von der Stelle.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stadtreinigung Hamburg (SRH) noch in diesem Jahr ihren neuen, deutlich vergrößerten Bergedorfer Recyclinghof an der Krapphofschleuse eröffnet, liegt dicht bei null. Das bestätigte SRH-Sprecher Reinhard Fiedler jetzt auf Anfrage. Eine noch im Mai 2019 in Aussicht gestellte Übergabe des städtischen Grundstücks an der Ecke Randersweide/Schleusendamm zum 1. Januar 2020 fiel aus.
Röhricht gilt als Biotop
Grund ist das Röhricht, das sich auf dem alten Spülfeld der Erdöl- und Erdgas-Firma Neptune Energy zwischenzeitlich ausgebreitet hat. „Die Hansestadt Hamburg hat uns erst in der zweiten Jahreshälfte 2019 mitgeteilt, dass die angebotene Fläche ein Biotop ist und wir daher anderswo Ausgleichsflächen schaffen müssen“, ärgert sich Fiedler. „Da fragt man sich, warum sie uns das nicht früher gesagt haben.“
Alter Standort Kampweg überlastet
Schon seit mehreren Jahren liebäugelt die SRH mit dem 8000 Quadratmeter großen Grundstück, denn der jetzige Recyclinghof am Kampfweg ist mit seinen 4600 Quadratmetern Fläche längst nicht mehr zeitgemäß, platzt aus allen Nähten. Besonders sonnabends, wenn viele Kunden ihre Gartenabfälle anliefern, ist er hoffnungslos überlaufen – zumal der Betrieb zum Erliegen kommt, sobald die Gartenabfall-Container ausgewechselt werden müssen. Dann staut sich oftmals der Anlieferverkehr im Kampweg zurück bis zur Kreuzung Randersweide und sorgt dort für Chaos.
Nicht die erste große Hürde
Zuletzt war es das Bergrecht, das den Entwicklungswünschen der SRH jahrelang entgegenstand. Sie konnte das Grundstück nicht erwerben und bebauen, weil es aus der Erdöl- und Erdgas-Zeit noch der Bergaufsicht durch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover unterlag. Die Aufhebung des Bergrechts durch Hamburgs und Niedersachsens Behörden dauerte eine gefühlte Ewigkeit.
240 Euro Quadratmeterpreis
Die Suche nach Röhricht-Ausgleichsflächen ist nun das nächste Hemmnis. „Röhrichte gehören nach Paragraf 30 im Bundesnaturschutzgesetz zu den gesetzlich geschützten Biotopen, deren Zerstörung oder erhebliche Beeinträchtigung nur mit Ausgleichsmaßnahmen möglich sind“, erklärt Björn Marzahn, Sprecher der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie (BUE). Nach seinen Worten hat die BUE dafür schon die eine oder andere Fläche im Blick, dem Vernehmen nach in Uferbereichen der Dove Elbe. Ob dies die letzte Hürde für den neuen Recyclinghof ist, bleibt offen. Laut Bodenrichtwert in der Sparte „Produktion und Logistik“ beträgt der Grundstückspreis 240 Euro pro Quadratmeter und wird laut SRH-Sprecher Fiedler „verhandelt“.