Bergedorf. 2021 beginnt die Aufhöhung des Geländes, 2025 soll der erste Spatenstich für den Stadtteil (15.000 Bewohner) getan werden.

Noch knapp zwei Jahre herrscht Ruhe auf den Wiesen nördlich vom S-Bahnhof Allermöhe. Dann werden die 124 Hektar zur Großbaustelle für das Mega-Projekt Oberbillwerder. Hier entsteht Bergedorfs Zukunftsstadtteil für gut 15.000 Menschen, mit rund 5000 Arbeitsplätzen, 14 Kitas, vier Schulen und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) für 5000 Studenten, von denen viele auf dem als Campus-Uni geplanten Gelände nahe dem Bahndamm auch wohnen sollen.

„Die HAW bringt einen absoluten Mehrwert für diesen Stadtteil. Ihre Mensa, ihre Hörsäle werden auch für die Nachbarn nutzbar sein. Und die von Lohbrügge hierher umziehende Fakultät Life-Sciences wird mit ihrer Ausrichtung auf Ernährung, Gesundheit und Sport in das als Active-City geplante Oberbillwerder ausstrahlen“, betonte Sabine de Buhr, Chefin Stadtentwicklung beim städtischen Oberbillwerder-Projektierer IBA, während des ersten Projektdialogs zum neuen Stadtteil. 150 Besucher hatten Mittwoch den Weg ins Forum am Gymnasium Allermöhe gefunden, um sich über die nächsten Schritte des Großprojekts zu informieren.

Gelände wir um bis zu 1,50 Meter aufgehöht

Los geht es demnach Ende 2021 zunächst mit der unerlässlichen Geländeaufhöhung des Areals um bis zu 1,50 Meter, wobei zunächst das zentrale Bahnhofsquartier nördlich des S-Bahnhalts Allermöhe angegangen wird. Knapp vier Jahre sind dafür eingeplant, bevor in 2025 Spatenstich für die ersten Gebäude entlang Oberwillwerders zentraler Fußgängerzone sein soll.

„Spätestens Anfang 2026 beginnt hier auch der Bau des Schwimmbads, der Markthalle und der Hochschule, die direkt am Bahnhof entstehen soll“, kündigte Sabine de Buhr an. „Die ersten Bewohner werden nach heutigem Stand wohl 2027, also in acht Jahren nach Oberbillwerder ziehen.“

Infoabend zur Ansiedlung der HAW

Bevor es so weit ist, bevor überhaupt der erste der wohl fast 50.000 Lkw mit Sand zur Gelände-Aufhöhung rollt, muss noch umfangreiche Planungsarbeit geleistet werden. Und die wird nach dem Willen der Bezirksversammlung schon in vier Wochen mit sehr viel Bürgerbeteiligung beginnen: Für Mittwoch, 18. Dezember, ist ein „vertiefender“ Infoabend zur Ansiedlung der HAW geplant.

Für Januar und Februar sind die Themen „Das Schwimmbad – Freizeit- und Sportstätten für Oberbillwerder“ und „Nachbarschaft – Wie wohnen wir im Jahr 2030 in Bergedorf?“ vorgesehen. Noch vor Ostern folgt die gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Diskussion des Bebauungsplans für den Stadtteil. Einige Wochen später wird er einen Monat im Rathaus ausgelegt.

Dorfgemeinschaft Billwärder startet Bürgerbegehren

Bis dahin will die Dorfgemeinschaft Billwärder allerdings auch ihr jetzt gestartetes Bürgerbegehren gegen Oberbillwerder auf den Weg gebracht haben. Die Unterschriftensammler für das Bürgerbegehren mussten zwar draußen bleiben, waren aber dennoch sehr erfolgreich: „Etwa die Hälfte der 150 Besucher haben unterzeichnet“, sagte Prof. Dr. Willibald Weichert von der Dorfgemeinschaft Billwärder, der Mittwochabend vor dem Forum Allermöhe stand, als drinnen der Projektdialog zum künftigen Stadtteil lief.

Damit summiert sich die Zahl der Unterschriften laut Weichert nach fünf Tagen auf etwa 200. Rund 3000 sind nötig, damit sich die Bezirksversammlung erneut mit Oberbillwerder befassen muss, vielleicht ein Bürgerentscheid folgt. Ob es so weit geht, ist offen. Wie berichtet, wollen die Initiatoren das Thema Oberbillwerder in den anlaufenden Wahlkampf der Hamburg-Wahl im Februar bringen, um es politisch zu stoppen.

Masterplan im Februar vom Senat beschlossen

Tatsächlich ist der Zukunftsstadtteil formal bereits auf dem Weg, seit der Masterplan im Februar vom Senat beschlossen und das Bebauungsplanverfahren im Mai von der Bezirksversammlung eingeleitet worden ist. Dennoch gab es beim Projektdialog wieder eine ganze Reihe von Bürgern, die Sinn und Legitimität Oberbillwerders grundsätzlich infrage stellten.

Mangelhafte Straßenanbindung, fehlende Kapazitäten der S-Bahn, Zerstörung der Kulturlandschaft des ländlichen Billwerder und die CO2-Bilanz der erforderlichen Gelände-Aufhöhung mit fast 50.000 Lkw-Ladungen wurden moniert, eine Abstimmung der Bergedorfer über Oberbillwerder gefordert.

Diskussion über das Wie, nicht das Ob

Doch für nichts davon war Platz im Projektdialog. Schließlich ist das Format „als Informationsplattform über das Wie und nicht das Ob von Oberbillwerder gedacht“, stellte die Chefin des städtischen Projektierers IBA, Karen Pein, klar. Auch Bezirksamtsleiter Arne Dornquast betonte, dass „dieses Verfahren ganz nah am Bürger läuft, aber nicht mehr grundsätzlich infrage gestellt wird“.

Für Fakten zu Oberbillwerder wurde beim Projektdialog denn auch nach Kräften gesorgt. An Infotischen beantworteten Mitarbeiter von IBA und Bezirksamt allen Interessierten am Ende des Abends alle Detailfragen zu den Themen Wohnen, Arbeit und Nachbarschaft, Mobilität und Verkehr, Wasserwirtschaft sowie Freiraumplanung.