Bergedorf. Mit seinem neuen Kanal will der Dr. Matthias Soyka kostenfrei zeigen, wie Patienten sich mit den richtigen Übungen selbst helfen können.

Schon etwa ein Jahr ist es her, da saß ihm diese Patientin gegenüber. Sie war schon etwas älter und stammte aus Aserbaidschan. Doch die Dame verblüffte Dr. Matthias Soyka, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Bergedorf, so sehr, dass ihm eine Idee kam. Denn das vermeintliche Mütterchen erzählte nicht nur, dass es einen eigenen YouTube-Kanal mit Kochrezepten hat, dem Tausende Menschen folgen („Follower“). Die Frau zog auch plötzlich „ihr iPhone hervor und schnitt in Windeseile einige Sequenzen ihres neuen Videos“, staunt der 62-jährige Arzt noch heute. Und ihm kam der Gedanke: Könnte nicht YouTube auch das Medium für Arzt-Tipps sein?

Drei Videos sind schon online

Gesagt, getan: Seit etwas mehr als einem Monat ist der Bergedorfer Arzt mit einem eigenen Kanal auf YouTube vertreten (zu finden unter seinem Namen). Drei Videos hat er bisher eingestellt – unter anderem über die „Traktionsstrategie“ und die „Kyphose­strategie“. Komplizierte Namen – doch dahinter verbergen sich allgemeine Übungen für Rückenschmerzen verschiedener Art. Jeder kann die fünf bis acht Minuten langen Videos kostenfrei anschauen und die Übungen zu Hause nachmachen.

„Es geht nicht darum, mir selbst zu helfen“, stellt der Mediziner fest. Werbung ist nicht das Ziel: „Meine Praxis ist voll, ich kann gar nicht mehr arbeiten.“ Vielmehr will er seine Erklärvideos den eigenen Patienten quasi statt Broschüre an die Hand geben. Und anderen Menschen helfen, mit den eigenen Rückenschmerzen umzugehen. Motto: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Auch andere Ärzte sind bereits bei YouTube präsent.

Viele Patienten sind verunsichert

„Bei manchen Menschen fehlt das Gespür dafür: Was kann ich selbst? Was nicht?“ sagt der Arzt. Oft kämen Patienten viel zu spät zum Arzt – oder viel zu früh. Ein Grund sei, dass sie sich verunsichert fühlen. Denn gegen Rückenschmerzen gibt es viele Therapien, und oft scheinen sie sich zu widersprechen. Dabei hilft meist mehr als eine Strategie.

Alle zwei Wochen will der Mediziner, der bereits zwei Bücher verfasste, Videos online stellen. „Nicht nur zu Rückenschmerzen, auch zu anderen orthopädischen Krankheiten“, sagt er. Später vielleicht noch zu weiteren medizinischen Themen. „Aber nach einem Jahr will ich erstmal sehen, wie es angenommen wird“, so der 62-Jährige. Wenn es nicht genug Abonnenten gibt, könnten die Videos immer noch als eine Art Bibliothek dienen, auf die Patienten weiterhin zurückgreifen können.

Junge YouTuber unterstützen ihn

Für das Aufnehmen der Videos nutzt der Arzt sein Smartphone und seine Kamera. Sportlichen Support – für die Darstellung der Übungen – hat er von einer jungen Leichtathletin. Technische Unterstützung erhält der Arzt von zwei jungen YouTubern, die online Tipps für Näh-Fans geben. In einem ihrer Videos hatte Soyka mitgewirkt und Tipps für die richtige Haltung an der Nähmaschine gegeben. Nun revanchieren sie sich.

Der Aufwand ist jedoch nicht hoch. Theoretisch könne er die Kamera wohl auch allein starten, sagt der Mediziner. Auf jeden Fall will er alles richtig machen: Damit die Beleuchtung der Videos stimmt, hat er sich jetzt extra spezielle Lampen gekauft.