Bergedorf. Die Betreiber sind im Streit über ausstehende Mietzahlungen vor Gericht unterlegen. Nun ist auch der legendäre „Jazzclub Bergedorf“ heimatlos.

Nach einem juristischen Tauziehen über ausstehende Mietzahlungen wurde das beliebte Restaurant „Der Suhrhof“ am Wochenende überraschend geschlossen. Das Betreiberehepaar unterlag im Streit mit dem Vermieter vor Gericht in zweiter Instanz und hat am Sonnabend die Schlüssel abgegeben, um einer Räumung vorzubeugen. Unklar ist nun auch die Zukunft von Hamburgs zweitältestem Musikclub „Jazzclub Bergedorf“, der seit 54 Jahren in den Räumen am Weidenbaumsweg Konzerte organisiert. Das Konzert am 15. November hat der Verein abgesagt.

Betreiber beklagen Versäumnisse des Vermieters

Sanje Dutta hat eigentlich ein sonniges Gemüt. Der 42-jährige Inder, der seit mehr als 30 Jahren in Bergedorf lebt, hatte das Restaurant im Mai 2017 eröffnet und gemeinsam mit seiner Frau betrieben. Nun ist sein Traum geplatzt, und der Gastronom, den Stammgäste „Sunny“ nennen, muss immer wieder mit den Tränen kämpfen: „Wir haben erst am Donnerstag erfahren, dass wir binnen 48 Stunden raus müssen. Der Vermieter war nicht zu Zugeständnissen bereit.“

Nach Darstellung von Dutta und dessen Frau Rekha „Luba“ Mandru (36) trage der Vermieter eine hohe Mitschuld an dem Streit. „Es gab Beeinträchtigungen durch die benachbarte Baustelle, wo er ein Hotel baut. Eine zugesagte Abluft für die Küche wurde monatelang nicht eingebaut, und der Fettabscheider im Hof stank unzumutbar. Wir hatten sogar Tauben in der Lüftung.“ Daher habe das Betreiberpaar auf Anraten seines Anwalts die Miete gekürzt. Das war unrechtmäßig, haben die Gerichte entschieden.

Vermieter: Das Gerichtsurteil ist eindeutig

„Es gab Mietrückstände, ein hoher fünfstelliger Betrag“, erklärt Tobias Derndinger, Geschäftsführer und Mitgesellschafter beim Vermieter, der Suhrhof GmbH & Co. KG: „Wir mussten handeln.“ Es habe viele Gespräche gegeben, aber keinen wirtschaftlich tragbaren Kompromissvorschlag: „Die fristlose Kündigung war die absolute Ultima Ratio“, sagt der Vermieter.

Das Restaurant war bekannt auch wegen der variantenreichen Cocktailkarte. 20 Jahre war „Sunny“ zuvor Barchef im benachbarten Lavastein gewesen. „Wir wollten die Miete in Raten bezahlen, hatten schon viele gebuchte Weihnachtsfeiern und eine ausgebuchte Silvesterparty“, sagt Sanje Dutta: „Wir würden gern weitermachen und alle Schulden zahlen.“

In den sozialen Netzwerken hat die Schließung des Restaurants „Der Suhrhof“ große Bestürzung ausgelöst. Der ehemalige Betreiber „Sunny“ und dessen Frau „Luba“ sind gut vernetzt und bei den Gästen beliebt. „Wir hatten 80 Prozent Stammgäste“, sagt Sanje „Sunny“ Dutta. Die hätten auch große Anteilnahme an der Erkrankung seiner elfjährigen Tochter genommen, die ein Jahr im Krankenhaus lag und nach einer Knochenmarkspende der Mutter nun wieder wohlauf sei. „Die Krankheit hat uns die Kraft geraubt, mit dem Vermieter erfolgreich zu verhandeln.“ Nun wollen die beiden Gastronomen neu anfangen, suchen wieder Räume in Bergedorf: „Das wird schwer. Wir haben 120.000 Euro in den Umbau des Suhrhofs gesteckt. Das Geld ist nun weg.“

Zukunft des traditionsreichen Jazzclubs noch völlig offen

Offen ist die Zukunft der Jazzkonzerte. Der Auftritt der „Riverside Jazz Connexion“ am Freitage, 15. November, wurde gestern Nachmittag abgesagt. „Ich bin aber voller Hoffnung, dass wir eine Lösung finden“, sagt Peter Landmann, der Vorsitzende des „Freundeskreis Jazzclub-Bergedorf e.V.“ Er hat den Betreiber der „Klangbar“ im Suhrhof angesprochen, ob er nicht kurzfristig als Betreiber einspringen kann. „Wir sind gefragt worden. Aber es gibt noch keine Entscheidung“, sagt Heiko Papke. „Die Klangbar läuft gut. Wir haben noch einen Mietvertrag für weitere sieben Jahre. Und mit dem Jazzclub allein lässt sich kein Geld verdienen.“

Seit 54 Jahren gibt es im Suhrhof Jazzmusik. „Das darf nicht enden“, fordern Fans bei Facebook und planen eine „Petition“ an die Politik. Vermieter Tobias Derndinger sagt: „Der Jazzclub macht eine tolle Arbeit, ist aber nicht mein Mieter.“ Er sucht einen neuen Gastronomen als Mieter der Räumlichkeiten.