Bergedorf. Mit „Protest – was dagegen“ rollt das Museumsteam die Bergedorfer Protesthistorie auf. Am Begleitprogramm für Kinder gibt es Kritik.

Eine klassische Demonstrantin ist die Bergedorfer Museums-Chefin Dr. Schanett Riller wahrlich nicht. Als damalige Sammlungsbeauftragte des Bonner „Haus der Geschichte“ war sie zwar beim G-8-Gipfel in Heiligendamm vor Ort, allerdings rein zu wissenschaftlichen Zwecken. Nun jedoch schlägt Riller selbst eine Protestwelle zu ihrem aktuellen Projekt entgegen.

„Protest – was dagegen?“ lautet nämlich der Titel der nächsten Dauerausstellung (7. November 2019 bis 30. September 2020). „Das Thema haben wir ausgewählt, weil es omnipräsent ist“, erklärt Riller. Im Bergedorfer Schloss werden nun beginnend von 1918 bis heute Protestbewegungen in Bergedorf dokumentiert und wissenschaftlich hinterfragt – von der Revolte gegen das Kaiserreich bis zur aktuellen Debatte um Oberbillwerder.

Kinderprogramm mit Ausstellungsinhalten verknüpft

Eine Ausstellung selbstredend mit Begleitprogramm für die jüngere Generation – und dieses kritisiert Bergedorfs Bürgerschaftsabgeordneter Dennis Gladiator (CDU) in Teilen: Der 38-Jährige kann aus dem Programm für Kinder die Punkte „Wir treffen ins Schwarze“ – hier kreieren Kinder Schleudern für Papierkugeln – und zum anderen „Anonymus“ – launige Maskenbastelei – nicht nachvollziehen. „Das passt nicht in den pädagogischen Ansatz einer öffentlichen Einrichtung. Ich frage mich, wie es das Miteinander fördert, wenn man Schleudern bastelt“, so Gladiator. „Eine der Stärken unserer Demokratie ist es doch, dass sich niemand für seine Meinung maskieren oder verstecken muss.“ Gegen eine Protestkultur sei nichts einzuwenden, sagt der CDU-Mann, doch in Zeiten von Populisten, Hass und Hetze „bitte nicht mit Schleudern und Masken.“

Riller erklärt: „Wir machen Programme, die Kinder mögen und verknüpfen es mit Ausstellungsinhalten.“ Das Protestprogramm für Kinder unterscheide sich inhaltlich nicht wesentlich von sonstigen Begleitangeboten: „Kinder basteln, spielen und verkleiden sich gern.“ Die Schleuder, mit der Papierkugeln abgefeuert werden sollen, sei ein historisches Spielzeug. In der Vergangenheit seien beispielsweise bei Ritter-Themen auch schon Pappschwerter oder zur 850-Jahr-Feier Bergedorfs eine Wasserbomben-Schleuder hergestellt worden – „und damals hat sich keiner beschwert“, so Riller.

Thema auch in der Bezirksversammlung

In der „Bild“-Zeitung war die Protest-Ausstellung als „Krawall-Camp“ betitelt worden, dazu wurde das Begleitprogramm abgedruckt. „Eine bessere, kostenlose Anzeige können wir nicht bekommen“, sagt die Museumschefin.

Das Thema wird übrigens heute auch in der Bezirksversammlung (Rathaus, Wentorfer Straße 38, 18 Uhr) debattiert. Die FDP möchte, dass sich Museumsleiterin Riller zu ihrem Programm im Plenum äußert.