Bergedorf. Nachfolger der insolventen „Pâtisserie Andreas“: Falk Hocquél, der Cafés in der Speicherstadt und in der Hafencity betreibt, entdeckt Bergedorf.
Etwas verspielte, kreative Leckermäuler sind ihm als Kunden gerade recht. Und so freut sich Falk Hocquél, dass sein neuer Laden gleich neben einem Spielzeuggeschäft liegt: Zum 1. November will er das „Schmidtchen Bergedorf“ eröffnen – direkt am Kupferhof, wo im nächsten Jahr neue Terrassen zum Verweilen am Hafen einladen.
Nachhaltig und regional
Bäckermeister Daniel war schon kreativ und zauberte mit grüner Lebensmittelfarbe und Schoko-Druck einen „Bergedorfer Hanseaten“, aus Mürbeteig und Himbeermarmelade. Dazu wird die Eigenmarke „Waterkant-Kaffee“ serviert. „Wir stellen gerade alles auf Bio um, unsere Produkte sind pur aus den Urrohstoffen hergestellt“, verspricht Geschäftsmann Hocquél, der eigentlich Schauspieler ist (siehe Kasten). Vor Jahren sei er gefragt worden, die insolvente Bäckerei „Café Schmidt“ an der Großen Elbstraße aufzufangen – seither beliefert er zwölf Verkaufsstellen, etwa im Altonaer Theater, im Jenisch-Haus und beim „Dialog im Dunkeln“. Auch das Hotel Atlantik und das Empire Riverside werden mit Brot und Brötchen versorgt.
Produktion neben Tim Mälzer
Produziert wird mit zwölf Mitarbeitern im Hamburger Fleischgroßmarkt, wo derzeit die Halle D umgebaut wird: „Da bauen wir neben Tim Mälzer und der Ratsherrn-Brauerei eine gläserne Produktion und zeigen, dass wir absolut regional und nachhaltig arbeiten“, so der 50 Jahre alte Vater zweier Töchter.
20 Torten zur Auswahl
Das „leichte Mädchen“, Omas Käsekuchen und Lemon-Tarte müssen sein: Etwa 20 Torten werde er täglich in Bergedorf anbieten, sonntags allerdings nur zum Mitnehmen, denn „dann können ja nicht die Toiletten im CCB genutzt werden, und eigene haben wir nicht“.
Auch ins neue Körber-Haus
Von Schokolade, süßen Aufstrichen und der eigenen Eis-Produktion könnte bald auch das neue Körber-Haus profitieren: „Wir haben zwar noch keinen Vertrag unterschrieben, werden aber mit größter Wahrscheinlichkeit das Café betreiben.“ Noch aber müsse geklärt werden, ob es auch Platz für eine Küche samt Fettabscheider gebe: „Wir wollen uns langsam entwickeln und auf die Bedürfnisse der Bergedorfer achten.“
Falk Hocquél, zur Person:
Der vor 50 Jahren in Merseburg Geborene engagierte sich nach der Schule zunächst politisch in der Oppositionsbewegung Neues Forum Leipzig – und kam nach einer Demonstration zwei Wochen in Stasi-Untersuchungshaft. 1991 zog er nach Hamburg, um Philosophie zu studieren und war Mitbegründer der Grünen-Hochschulgruppe – als hauptamtlicher Öko-Referent. 1994 wechselte Hocquél zum Schauspiel- und Regiestudium nach Wien, anschließend trat der Schiller-Fan auf zahlreichen Theaterbühnen auf. „Erst wollte ich etwas machen, das die Gesellschaft verändert. Dann setzte ich mehr auf die moralische Erziehung des Menschen“, so der Geschäftsmann, der mit Freunden ein Kulturzentrum an der Uni Hamburg einrichten wollte, die „Pferdestall Kultur GmbH“ gründete. Nach der Eröffnung der „Pony-Bar“ folgten die Galerie „Astra-Stube“ und das „Kulturhaus 73“ im Schanzenviertel. „Wir waren ungestüm, ein bisschen zu mutig und haben uns vieles getraut“, sagt Hocquél, der stets auch Hochkultur über die Gastronomie finanzieren wollte: „Wir konnten freien Eintritt bieten, weil wir in der Schanze viel Kaffee und täglich 50 Kästen Bier verkauften.“