Bergedorf. Bergedorf. Neupflanzung am Entrée des Körber-Hauses sorgt für beherzte Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss. Es wird ein Schnurbaum.
Das wird Bergedorfs prominentester Baum: Schon zwei Jahre vor seiner geplanten Pflanzung gleich neben dem Haupteingang des künftigen Körber-Hauses hat er jetzt den Stadtentwicklungs- und den Umweltausschuss der Bezirksversammlung eine halbe Stunde lang beschäftigt.
SPD-Fraktionschef erstaunt über Diskussion
„Ich habe selten eine Diskussion erlebt, die so ausufernd ist für einen einzigen Baum“, befand SPD-Fraktionschef Paul Kleszcz mit Blick auf die beherzte Diskussion samt abschließender Kampfabstimmung.
Zehnminütiges Referat des Grünchefs
Eingeleitet hatte das alles Bergedorfs Grünchef Wolfgang Charles, der ein zehnminütiges Referat über den Standort, seine Defizite, die besonderen Anforderungen an den Baum und den Klimawandel im Allgemeinen hielt, bevor er seinen Vorschlag präsentierte: „Es muss eine Sophora sein, ein sogenannter Schnurbaum.“ Der komme eher selten im Straßenbild vor, sei extrem robust und kaum krankheitsanfällig, gelte deshalb als echter „Zukunftsbaum“. Und er sei dank seiner erst im August einsetzenden weißen Blüte sehr gut für Bienen und Insekten. Gleichzeitig habe er eine eher lichte Krone, sodass das Körber-Haus zwar ein grünes Entrée erhalte, aber nicht verdeckt werde.
Giftige Früchte sorgen für Ablehnung
Doch was blüht, bekommt auch Früchte – und die mochten nicht jedem Politiker schmecken. Denn die grünen Hülsen-Beeren des Schnurbaums sind giftig – „allerdings nur, wenn man sehr viel davon isst“, ergänzte Wolfgang Charles. Doch damit hatte er die Diskussion entfacht: Robert Gruber (Linke) wollte den Schnurbaum plötzlich „aus Sorge um die vielen zum Körber-Haus kommenden kleinen Kinder“ gar nicht mehr haben.
Schnurbaum beliebt bei Vögeln
Auch wenn Charles nachlegte, die große Beliebtheit der Früchte bei Vögeln unterstrich und die geringe Verschmutzung der Umgebung, weil die Fruchthülsen etwa Gehwege vorm Verkleben schützen. Selbst der Hinweis, dass kaum eine andere Baumart zwischen Spundwand und Neubau wirklich zur nötigen Größe wachsen werde, besänftigte die Kritiker nicht.
„Zukunftsbaum“ bleibt unter Beobachtung
Am Ende sorgten immerhin noch SPD, CDU und AfD für eine Mehrheit für den Schnurbaum. Linke und Grüne enthielten sich und Robert Gruber stimmte sogar dagegen. Bergedorfs prominentester „Zukunftsbaum“ wird also gepflanzt, bleibt aber auch dann unter Beobachtung.