Neuallermöhe. Die Hauptverdächtigen hatten in der Nähe einst eine „Drogenhöhle“ unterhalten.

Offenbar ging es um Drogen bei diesem blutigen Streit: Bei der Schießerei am späten Donnerstagabend war wie berichtet direkt vor dem Gebäudekomplex von Gymnasium Allermöhe und Clara-Grunwald-Schule ein Mann (27) durch drei Pistolenschüsse lebensgefährlich verletzt worden. Die Polizei nahm kurze Zeit später drei Tatverdächtige (23, 22, 20) fest.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte sich um 23.05 Uhr eine größere Gruppe auf dem öffentlichen Fußweg vor den Schulen getroffen, als die Situation eskalierte und Schüsse fielen. Der 27-Jährige wurde zweimal in den Bauch und einmal ins Bein getroffen. Das Opfer soll sich mit letzter Kraft durch die Parkanlage „Grüne Mitte“ bis auf den Gehweg der Otto-Grot-Straße geschleppt haben, wo er stark blutend zusammenbrach. Dort wurde er von Anwohnern entdeckt, die bereits nach den Schüssen die Polizei angerufen hatten.

Festnahmen im Bereich des S-Bahnhofs Allermöhe

Kurz nach der Tat hatte die Polizei drei der mutmaßlichen Täter im Bereich des S-Bahnhofs Allermöhe festgenommen. Später wurde vom Mobilen Einsatzkommando (MEK) eine Wohnung am Walter-Rudolphi-Weg gestürmt, in der weitere Tatverdächtige vermutetet wurden. „Dort wurde aber niemand angetroffen“, sagt Polizeisprecher Daniel Ritterskamp.

Die Ermittler sicherten noch in der Nacht Spuren vor der Schule wie Patronenhülsen und ein Mobiltelefon. Mittlerweile schwebt das Opfer nicht mehr in Lebensgefahr, wird aber weiter im Krankenhaus Boberg behandelt.

Am Freitagnachmittag überprüften MEK und Polizei eine weitere Wohnung am Adolf-Köster-Damm, allerdings war auch in diesem Fall die gesuchte Person nicht zu Hause.

Hauptverdächtige: ein Deutscher, drei Syrer

Bei dem Hauptverdächtigen und mutmaßlichen Pistolenschützen handelt es sich um den Syrer Ali M. (23), den die Polizei bereits im Sommer 2018 in der Nähe des jetzigen Tatorts bei einer Razzia aufgriff. Ali M. unterhielt in der „Grünen Mitte“ in einem dicht bewachsenen Gebüsch gemeinsam mit seinem nun ebenfalls festgenommenen Bruder Mahmoud M. (22) eine unterirdische Drogenhöhle. Die wurde von der Polizei damals ausgehoben, fünf Männer festgenommen, darunter die beiden Brüder. Der Bunker wurde später zugeschüttet.

Die genauen Hintergründe der aktuellen Schießerei sind noch nicht geklärt, es gilt aber als wahrscheinlich, dass es sich um Auseinandersetzungen im Drogenmilieu handelt. Nach Informationen unserer Zeitung geht die Polizei schon seit dem Mord auf dem Lohbrügger Markt Ende Juni Hinweisen nach, dass sich der Handel mit harten Drogen wie Kokain und Heroin von St. Georg nach Bergedorf ausgedehnt hat.

Anwohner in Neuallermöhe sind in Sorge: „Es ist schon sehr beunruhigend, dass sowas direkt vor der Haustür passiert“, sagte eine 47-Jährige, die nicht namentlich genannt werden will.