Lohbrügge. Lohbrügge. Biologisch abbaubares Plastik ohne Erdöl und sinnvoller Umgang mit Elektro-Altgeräten: Klimaforschung der HAW im Auftrag der EU.
In jedem Keller schlummern Schätze: alte Kaffeemaschinen, Drucker, Kopierer, Computer und unzählige Handys. Viele davon noch funktionsfähig oder bloß mit leichten Defekten, nur längst abgelöst durch angeblich so viel bessere Nachfolgemodelle. Aber wohin mit den Altgeräten? Was könnte repariert und gut verkauft werden? Was gespendet, was recycelt?
Neue Internet-Seite mit Tipps für Umgang mit Altgeräten
Antworten gibt jetzt die Internet-Seite www.cycel.de, entwickelt von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Lohbrügge. „Wir wollen den Menschen im Alltag helfen, scheinbaren Schrott als echten Wert-Stoff zu begreifen – und so nicht selten auch zu Geld zu machen“, sagt Ivonne Stresius, die als Cycel-Projektmanagerin mit ihrem Team schon gut drei Jahre Arbeit im Auftrag der EU in diesen Baustein des Klimaschutzes investiert hat.
„Motor und Koordinator des Klima-Wissens der Welt“
Die Wissenschaftlerin gehört zum HAW-Forschungs- und Transferzentrum „Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement“. „Wir verstehen uns als Motor und Koordinator des Klima-Wissens der Welt“, sagte Leiter Prof. Dr. Walter Leal jetzt ganz ohne Überheblichkeit beim Besuch der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) in Lohbrügge. „Wie bei Cycel haben wir in diversen Klima-Projekten von der EU den Zuschlag bekommen, nicht nur als Forscher sondern auch als Mittler zwischen Forschung und Unternehmen diverser Nationalitäten aufzutreten.“
Forscher arbeiten an Bio-Plastik
Dabei geht es um Müllvermeidung im Haushalt ebenso wie um Wege aus dem Plastik-Wahnsinn, der heute die Weltmeere und alle Nahrungsketten bis hin zum Menschen verseucht. „Hier forschen wir daran, das Erdöl und damit die Umweltschädlichkeit aus dem Plastik zu verbannen“, sagte Leal der Bürgermeisterin, die bei ihrer Visite vom Kreisvorstand der Grünen in Bergedorf begleitet wurde.
Garnelen-Schalen statt Erdöl als Grundstoff für Plastik
„Die Vorarbeiten für dieses Projekt sind abgeschlossen, im Oktober läuft die EU-Förderung an“, so Prof. Leal. „Unser Ziel ist es, wirtschaftlich praktikable Wege zu finden, Bio-Plastik herzustellen und einzusetzen. Es könnte auf Garnelen-Schalen basieren, die in Fernost tonnenweise zur Verfügung stehen. Aber auch Holz, Zuckerrohr oder Papier wären als Grundlage möglich, damit das neue Plastik biologisch abbaubar ist.“
Wege zum Klimaschutz im Alltag
Was konkret getan werden muss, um Bio-Plastik oder eben auch Projekte wie Cycel erfolgreich einzusetzen, liegt für die Lohbrügger Forscher auf der Hand: „Der Preis muss stimmen, aber es muss auch am Verständnis für Nachhaltigkeit gearbeitet werden – bei den Entscheidern der Industrie ebenso wie bei uns als Konsumenten“, sagt Walter Leal. Und Ivonne Stresius ergänzt: „Entscheidend ist die Machbarkeit. Gäbe es ein Label wie ,Reparierfähiges Gerät’ oder funktionierende Leih-Systeme und Tausch-Börsen, wäre Klimaschutz eine Selbstverständlichkeit, die ganz nebenbei im Alltag passiert.“